Fastenzeit

Das Fasten galt früher als ein Weg, Gott durch Enthaltsamkeit zu gefallen und milde zu stimmen. In der Fasten- oder Passionszeit vor Ostern, von Aschermittwoch bis Karsamstag, erinnern die Christen an das Leiden Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern und die frohe Botschaft der Auferstehung vor. Doch nicht nur in diesen 40 Tagen (die Sonntage als Feiertage waren/sind vom Fasten ausgenommen), sondern das ganze Kirchenjahr hindurch gab es immer wieder Fastenzeiten und es war genau geregelt, wann welche Speisen erlaubt waren oder eben nicht.

Wie vieles andere hat Martin Luther auch die Fastenzeit für die (protestantischen) Christen gewandelt. Verzicht, um sich dadurch vor der Hölle zu bewahren, lehnte er ab. Fasten war für ihn nicht der Weg zum Heil, sondern „eine feine äußerliche Zucht“. Nach dem protestantischen Verständnis gilt die Fastenzeit also weniger als eine Zeit des Verzichts, sondern als Zeit der Umkehr, der Einkehr und der Besinnung. Dinge probehalber anders zu tun als sonst, den Alltagstrott verlassen, Gewohnheiten durchbrechen. Das Auto stehen lassen, die Zigaretten nicht anrühren, kein Fleisch auf dem Tisch.

Ich nutze die Fastenzeit gerne, um mir zu beweisen, dass es auch ohne geht. In meinem konkreten Fall ohne Schokolade und andere Süßigkeiten. Alkohol? Kein Ding: Manchmal ein Glas Wein ist schön, aber kann ich gut drauf verzichten. Zigaretten? Pfui, die kommen in meinem Leben sowieso gar nicht erst vor. Aber Schokolade, Kuchen, Kekse? Das ist meine Sucht. Selbst Kaffee kommt da nicht gegen an – wenn ich nicht an Kaffee komme, tut’s auch ein Stück Schokolade. Wenn ich Schokoladen-Hunger habe, hilft ein Kaffee aber rein gar nichts.

Schon lange übe ich in der Fastenzeit Verzicht – weniger aus religiösen Gründen als vielmehr um mir selbst zu beweisen, dass ich es schaffen kann. Mal klappt das besser, mal schlechter. Am konsequentesten habe ich das Fasten zum letzten Mal 2012 durchgezogen, und das, obwohl ich damals viel am Schreibtisch gesessen und für’s Abitur gelernt habe – eine Situation, in der ich sonst schnell zu etwas Süßem greife. Seitdem habe ich in jedem Jahr immer wieder „Ausnahmen“ gemacht, zu viele für meinen eigenen, persönlichen Ehrgeiz. Dieses Jahr soll das anders sein.

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Ab heute gibt es erst einmal nichts mehr in dieser Art.

Die „Regeln“ sind die üblichen: Keine Schokolade, keine Kekse, kein Kuchen, überhaupt nichts Süßes, außerdem auch keine Chips. Von Aschermittwoch bis Karsamstag, auf dass das Nutella auf dem Brötchen beim Osterfrühstück und die Schokolade am Ostersonntag noch viel besser schmeckt. Ich weiß auch genau, wann mir das am schwersten fallen wird: Im Tief, das mich regelmäßig am frühen Nachmittag nach der Mittagspause ereilt und in dem ich regelmäßig das Bedürfnis nach etwas Süßem habe. Ich werde mich in den kommenden Wochen mit Obst begnügen (müssen) oder mit ein wenig kleingeschnittener Rohkost und vielleicht etwas Dip dazu. Einfach etwas anderem zum Nebenher-Knuspern und ich hoffe, dass das mein Verlangen nach Schokolade zumindest ansatzweise zufriedenstellt. Wenn dadurch meine Ernährung noch ein wenig gesünder wird, kann dass sicherlich auch nicht schaden.

Ich bin sehr entschlossen, dass es dieses Jahr klappt. Denn meinen Schokoladenkonsum allein in den ersten 41 Tagen dieses Jahres fand ich selbst für meine Verhältnisse bedenklich. Es schmeckt aber halt einfach zu gut.

Veränderung und Erneuerung. Und dann an Ostern nicht nur die Auferstehung Jesu Christi feiern, sondern (hoffentlich) mich freuen, dass mein Vorsatz in diesem Jahr gehalten hat.

PS: Und es ist natürlich klar, dass ich beim Schreiben dieses Posts Schokolade gegessen habe, oder?

Mehr Informationen zum Fasten allgemein und zur Fastenaktion „7 Wochen ohne“ der evangelischen Kirche hier.