Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag. Auch in diesem Jahr. Und auch in diesem Jahr möchte ich diesem Tag einen Platz auf meinem Blog einräumen, aber eigentlich weiß ich gar nicht so wirklich, was ich schreiben kann oder möchte oder sollte.
Aufmerksamen Lesern ist vermutlich aufgefallen, seit wann das Thema Down-Syndrom hin und wieder auf meinem Blog erscheint. Bevor ich Emma und ihre Familie kennenlernte, ein paar Monate, nachdem ich nach Trier gezogen war, war das Down-Syndrom für mich eine Behinderung, die manche Menschen nunmal hatten. Ich kannte die Einzel- und Besonderheiten nicht und vor allem kannte ich niemanden, der das Down-Syndrom hat.
Emma habe ich kennengelernt durch meine erste Mitbewohnerin in Trier, die schon lange Emmas Babysitter war. Ein, zwei Nachmittage bin ich mal mitgegangen, waren wir zu dritt in der Stadt. Das Down-Syndrom spielte keine Rolle, da war einfach nur ein ziemlich süßes, kleines Mädchen. Irgendwann fragte mich besagte Mitbewohnerin dann, ob ich mir vorstellen könnte, auch auf Emma aufzupassen. Ich lernte Emmas Eltern kennen und das Down-Syndrom spielte auch da keine Rolle. Ich hatte schon zuhause lange Jahre babygesittet und habe mich einfach nur gefreut, das jetzt auch in Trier tun zu können. Ich habe viel gelernt, viele schöne Momente erlebt und wir hatten jede Menge Spaß zusammen.
Dass Emma das Down-Syndrom hat, war nie wichtig – außer, dass es mich für die Thematik sensibilisiert hat. Dass ich aufmerksamer geworden bin im Alltag, wie ich vor einem Jahr beschrieben habe, und dass es mir wichtig geworden ist, ab und an darauf aufmerksam zu machen, dass ein Leben mit Down-Syndrom nicht weniger wert ist und gar nicht so viel anders sein muss als das ohne. Und welcher Tag könnte dafür besser geeignet sein als der Welt-Down-Syndrom-Tag?
Nun sind meine eigenen Erfahrungen ja doch trotz allem recht begrenzt. Darum will ich hier lieber einfach auf ein paar andere Stellen hinweisen, an denen man etwas über das Down-Syndrom bzw. das Leben mit Down-Syndrom erfahren kann:
Das ZDF widmet sich in zwei Sendungen mit kurzen Beiträgen dem Welt-Down-Syndrom-Tag. „Dich hatte ich mir anders vorgestellt“ ist ein Graphic Novel (Comic) des Franzosen Fabien Toulmé, in dem er seine Gefühle beschreibt, nachdem sein zweites Kind mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen ist. Der Beitrag lief am Freitagabend in „Aspekte“. „Volle Kanne“ zeigt am Montag einen Beitrag über die Adoption von Kindern mit Down-Syndrom. In „Nicki wird erwachsen“ wird Nicki, 27 Jahre, auf seinem Weg in die Selbstständigkeit und die „Erwachsenheit“ begleitet. Die 30-minütige Doku zeigt sehr schön, wie dass das Down-Syndrom nicht bedeutet, dass die Personen 24 Stunden lang rundum betreut werden müssen. Sie brauchen oft länger, um Dinge zu lernen, brauchen Übung und „Training“ und können dann aber sehr selbstständig sein, Hausarbeiten erledigen, sich auf einem Straßenbahnplan orientieren und vieles mehr.
Eine wunderbare Möglichkeit, in das Leben von anderen Menschen hineinzuschnuppern, sind Blogs – deswegen blogge ich nicht nur selbst, sondern lese auch sehr gerne in den Blogs von anderen. Neben dem Blog von Emma bzw. ihrer Mama lese ich besonders gerne bei Sonea Sonnenschein. Besonders zu empfehlen ist hier auch die Reihe „Mein Leben mit dem Besonderen“, in der jeden Freitag Gastautoren zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen mit besonderen Menschen berichten.
An meiner Wand hängt der „a little extra“-Kalender von Conny Wenk, den ich im September zum Abschied geschenkt bekam. Conny Wenk ist eine Fotografin aus Stuttgart, die viele Menschen mit Down-Syndrom fotografiert, mehrere Bücher und Kalender herausgebracht hat. Sie postet jeden Tag auf Instagram ein Bild mit „einem kleinen Extra“ – wunderschöne Fotos von besonderen, einzigartigen Menschen.
Was ich damit sagen will? Jeder Mensch ist einzigartig, jeder Mensch ist besonders. Einige sind es vielleicht etwas mehr und bei einigen ist das Besondere vielleicht etwas augenfälliger. So ist das meistens mit dem Down-Syndrom. Aber Menschen mit dem Down-Syndrom gehören genauso zu uns und in unsere Gesellschaft wie Linkshänder oder Brillenträger. Und ihr Leben ist nicht zwingend so viel anders als das von uns Menschen ohne Down-Syndrom und es ist genauso lebens- und liebenswert.