Unser Wochenend-Trip nach London ist jetzt schon wieder mehr als zwei Wochen her und endlich komme ich dazu aufzuschreiben, was wir dort alles gemacht und gesehen haben. Es waren wunderschöne Tage bei allerbestem Wetter, die prall gefüllt waren mit Sightseeing von früh bis spät. Am Mittwochabend ging es mit dem Flieger von Eindhoven nach London Stansted. Auf diese Weise waren wir zwar erst recht spät im Hotel, hatten so aber den ganzen Donnerstag (bei uns Fronleichnam = frei, in England natürlich nicht) schon als Urlaubs- und Entdeckungstag.
Der Flug verlief bei schönstem Wetter sehr ruhig und trotz etwas verspätetem Abflug kamen wir pünktlich in Stansted auf. Mit unseren beiden Koffern setzten wir uns dann in den Stansted Express und fuhren etwa 45 Minuten bis zur Liverpool Street Station, von wo aus wir bequem zu unserem Travelodge Hotel in der City Road laufen konnten.
Der Donnerstag begann mit einem leckeren Frühstück, nach Wahl entweder light oder full (inklusive baked beans, Rührei, Speck, gegrillten Tomaten und gebratenen Pilzen). Danach waren wir bereit und gerüstet für unseren ersten Tag in London. Als erster Programmpunkt stand der Tower of London auf dem Plan. Durch die sehr praktischen 2-for-1-Vouchers konnten wir beim Eintritt einiges an Geld sparen. Wir haben uns gegen eine Führung entschieden, auch, weil meine Mutter und ich bei unserem London-Besuch vor 10 Jahren schon einmal im Tower waren, und haben dieses immer wieder sehr imposante Bauwerk auf eigene Faust erkundet.
In vielen der einzelnen Türme, aus denen sich der Tower of London quasi „zusammensetzt“, gibt es kleine Ausstellungen, so wird im Bloody Tower die Geschichte der beiden kleinen Prinzen, Söhne von Edward IV, erzählt, die ihr Onkel, Richard of Gloucester und späterer König Richard III, dort vermutlich umbringen ließ. Im Wakefield Tower werden mittelalterliche Folterinstrumente ausgestellt.
Das Herzstück und älteste Gebäude des Towers ist natürlich der White Tower, den William der Eroberer im 11. Jahrhundert zu bauen begann und der von vielen nachfolgenden Königen erweitert, umgebaut und immer wieder verschiedenen Bestimmungen zugeführt wurde. Im White Tower findet sich eine ansehnliche Anzahl von Rüstungen, die verschiedenen Prinzen und Königen zugeordnet werden, Waffen und anderen Gegenständen, die im Krieg und im Leben im Mittelalter allgegenwärtig waren.
Ein Besuch der Crown Jewels durfte natürlich auch nicht fehlen. Auf einem Laufband wird man dort an vielen beeindruckenden Kronen vorbeigefahren, bevor man zur Imperial State Crown kommt, die die Queen nur eine Woche vor unserem Besuch noch bei der State Opening of Parliament getragen hatte.
Nach einigen Stunden hatten wir genug gesehen und gelernt. Der Ausgang des Towers liegt auf der der Thames zugewandten Seite, was einem die Möglichkeit gibt, die Tower Bridge noch einmal in ihrer vollen Schönheit zu bewundern.
Anschließend machten wir uns zu Fuß auf dem Weg zum Monument. Ein kleiner Zwischenstop bei einer der unzähligen Pret à manger-Filialen musste allerdings sein, denn trotz des umfangreichen Frühstücks war zumindest bei einigen von uns ein leichtes Hungergefühl aufgekommen.
Am Monument angekommen, stellte sich leider heraus, dass dieses aktuell aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Das Monument ist ein hoher Turm, der als Mahnmal und Erinnerung an das Große Feuer von 1666 errichtet wurde. Im Inneren kann man hochsteigen und hat dann einen wunderbaren Blick auf die gesamte Stadt. Bei dem tollen Wetter hätte sich das auf jeden Fall gelohnt, aber so wurde daraus leider nichts. Gesehen habe ich dann aber immerhin noch einen der bekannten roten Doppeldecker-Busse mit Kinky Boots-Werbung.
Wir bestiegen die Tube und fuhren bis zur Station Embankment. Von dort liefen wir Richtung Westminster und kamen dabei natürlich auch an den Horse Guards und der Downing Street vorbei. Wie immer war der Eingang in die Straße, in der der Premierminister wohnt, abgeriegelt und bewacht, wir beobachteten jedoch einige wichtig aussehende Leute, die in die Straße hineingelassen wurden. Vielleicht stand ein Meeting mit David Cameron in der Nummer 10 oder mit dem Kommunikationsbüro in der Nummer 12 an.
Weiter die Whitehall entlang, erwartete uns das vielleicht schönste Gebäude in London: Big Ben und die Houses of Parliament sahen, vielleicht auch nur aufgrund des blauen Himmels, noch viel schöner aus als in meiner Erinnerung.
Wir suchten uns einen Weg über die riesige Kreuzung, liefen ein Stück am Parlamentsgebäude entlang und wollten dann Westminster Abbey besuchen. Leider waren wir einige Minuten zu spät für den letzten Einlass um 15.30 Uhr und so reichte es nur noch für einige alberne Fotos vor dem Eingangsportal.
Wir überquerten die Kreuzung erneut, liefen über die Westminster Bridge und an der South Bank zunächst bis zum London Eye.
Dort trennten sich unsere Wege zunächst: 2/5 der Familie reihten sich in die lange Schlange vor dem Riesenrad ein, der Rest inklusive meiner Wenigkeit setzte den Weg am Ufer der Thames fort bis zum Globe Theatre. Dort gibt es eine Ausstellung und man kann in Führungen das (in den 90er-Jahren nachgebaute) Theater besuchen.
In den Sommermonaten kann es einem aber auch so gehen wie uns: Aufgrund einer Vorstellung war an diesem Tag leider kein Besuch mehr möglich. So blieb nur der Blick von außen. Wir gingen ein Stück zurück und warteten im Schatten der Blackfriars Bridge auf den Rest der Familie. Zeit für ein Selfie mit St. Paul’s.
Als die verbliebenen Zwei dann endlich zu uns stießen, mussten wir uns doch ein wenig beeilen. Wir hatten nämlich am Dienstagabend, nach langer Suche und Überlegung, noch fünf günstige Karten für Matilda bekommen. Die Vorstellung beginnt, wie in England/London üblich, um 19.30 Uhr und wir mussten dafür natürlich (gefühlt) an’s andere Ende der Stadt. Den ursprünglichen Plan, kurz am Hotel vorbeizugehen, um dort die Rucksäcke zu deponieren und uns etwas umzuziehen, verwarfen wir schnell zu Gunsten von Pommes und Chicken Nuggets an der Liverpool Street Station. Mit der Tube ging es dann bis zur Station Covent Garden, von wo aus es nur noch wenige Minuten zu Fuß bis zum Cambridge Theatre waren.
Zu Matilda wird es noch ein separates Review (in Englisch) geben, an dieser Stelle möchte ich lediglich sagen: Es war unglaublich gut und wirklich „unforgettable“. Ich persönlich kannte bereits die Musik, die Geschichte und auch einige Teile der Choreografie, dennoch war ich vollkommen „hin und weg“ und in der Geschichte und der Aufführung gefangen. Dem Rest der Familie, die weniger vertraut mit dem Musical und auch dem Buch von Roald Dahl waren, hat es ebenfalls sehr gut gefallen. Für einen Musicalbesuch mit Kindern ist Matilda definitiv zu empfehlen und die 25 Pfund-Tickets waren ihr Geld auf jeden Fall wert.
Nach der Vorstellung spazierten wir noch ein wenig durch das nächtliche West End, unter anderem vorbei am Queen’s Theatre, in dem seit mehr als 30 Jahren Les Misérables gespielt wird, Richtung Piccadilly Circus. Ich könnte sicherlich eine Woche in London verbringen und jeden Abend ein anderes Musical besuchen und würde mich bestens unterhalten – leider muss ich dafür wohl erst einmal im Lotto gewinnen. Aber auch so fühlte ich mich ein kleines bisschen „stagey“, als ich nur durch die hell erleuchteten Straßen voller Theaterbesucher lief. Leider war das Theatre Café gegenüber von Les Misérables schon geschlossen und es ergab sich auch in den folgenden Tagen keine Gelegenheit mehr für einen Besuch dort. Das steht definitiv auf dem Plan für den nächsten London-Besuch.
Von Piccadilly aus nahmen wir dann erneut die Tube zurück zum Hotel. Nach diesem Tag mit so vielen Eindrücken taten uns zwar die Füße etwas weh, aber die (Vor-)Freude über zwei weitere Tage London war noch viel größer geworden.
Die Tage Zwei und Drei unseres London-Besuchs gibt es hier auf dem Blog an den nächsten beiden Sonntagen.