Im Urlaub habe ich endlich wieder einmal mehr gelesen als in der ganzen Zeit zuvor und seitdem schaffe ich es auch immer öfter, mich tagsüber mal für eine halbe Stunde mit einem Buch hinzusetzen. Das reicht schon, um deutlich schneller voranzukommen, als wenn man sich abends im Bett immer nur noch ein paar Seiten „erlaubt“, weil es doch eigentlich schon viel zu spät ist. Weil ich das Lesen sehr genieße und auch vermisst habe und um mich zu motivieren dies beizubehalten, möchte ich hier auf dem Blog ab sofort am Ende des Monats die Bücher vorstellen, die ich in den vorherigen vier Wochen beendet habe. Für den August habe ich vier Bücher dabei, wobei eines davon eigentlich nicht wirklich zählt. Warum, seht ihr gleich.
Rebecca Gablé: Der Palast der Meere
Lübbe-Verlag
„Der Palast der Meere“ ist der fünfte Band der Waringham-Reihe von Rebecca Gablé. Ich habe, seit ich angefangen habe, „Erwachsenen-Bücher“ zu lesen, ein Faible für historische Romane und seit dem ersten Roman von Rebecca Gablé ist sie meine absolute Lieblingsautorin. Die Waringham-Reihe, beginnend mit „Das Lächeln der Fortuna“, das wohl für immer mein Lieblingsbuch bleiben wird, verwebt die fiktive Adelsfamilie der Waringhams über Generationen mit dem englischen Königshaus und Angehörigen des englischen Hochadels. Die Reihe startet im Mittelalter, im „Palast der Meere“ befinden wir uns bereits in der Tudor-Zeit, während der Herrschaft von Elizabeth I. und den Siegeszügen der englischen Freibeuter wie (Sir) Francis Drake. „Der Palast der Meere“ habe ich während des Urlaubs förmlich verschlungen und am 01. August abends zu Ende gelesen. Nachdem ich mit dem vorherigen Buch, „Der dunkle Thron“, zunächst nicht so richtig warm geworden war (vielleicht, weil wir da das von mir geliebte Mittelalter gerade verlassen hatten) und erst beim zweiten Lesen unmittelbar, bevor ich mit dem fünften Band begann, das Buch auch irgendwie zu „mögen“ anfing, hat mich der fünfte Band der Reihe nun gleich von Beginn an richtig gefesselt.
Die Waringhams sind mehr denn je über alle Ecken Englands und mittlerweile auch der Welt verstreut. Der Earl, Francis, lebt mit seiner Familie vergleichsweise zurückgezogen in Waringham, seine ältere Schwester, Eleanor, ist als Milchschwester, älteste Freundin und engste Vertraute von Elizabeth immer in deren Nähe am Hof. Isaac, die Hauptfigur des Romans, wenn man eine benennen sollte, flieht Hals über Kopf aus England, als sein einziger Neffe erblindet und (da Blindheit den Jungen von der Erbfolge ausschließt) er der neue Erbe des Titels wird. Er sucht sein Heil auf der See und stellt fest, dass er nicht nur nicht seekrank wird (was an sich schon ungewöhnlich ist für einen Waringham), sondern kein anderes Leben mehr führen möchte als das auf einem Schiff. Seine Vorfahren aus „Der dunkle Thron“ sind mir noch immer ein wenig fremd, aber Isaac hat viele Ähnlichkeiten mit seinen Urahnen (ich denke da vor allem an Julian aus „Das Spiel der Könige“, der auch seine Schwierigkeiten mit der Familientradition und -ehre und den damit verbundenen Pflichten hat) und ist mir direkt richtig sympathisch. Die Beschreibungen des Lebens eines Seefahrers, die Abenteuer in Übersee, all das macht den Roman unglaublich kurzweilig und sehr spannend. Der Leser lernt Francis Drake, über den sich ja weiß-Gott genug Legenden und Geschichten ranken, noch einmal von einer anderen Seite kennen, bekommt die verschiedensten Sichtweisen auf Freibeuter, Piraten und Sklavenhändler geboten und entdeckt Südafrika und Südamerika durch die Augen der englischen Seeleute im 16. Jahrhundert.
Wer auch die anderen historischen Romane von Rebecca Gablé gelesen hat, die nicht aus der Waringham-Reihe kommen, wird es außerdem vielleicht ähnlich spannend finden wie ich, wie sich das Schicksal und das Leben ihrer verschiedenen fiktiven Familien, der Waringhams und der Durhams, in „Der dunkle Thron“ und dann vor allem in „Der Palast der Meere“ miteinander verwebt. Ob die Reihe noch weiter fortgesetzt werden wird? Da es ursprünglich nur ein Roman, dann mal eine Trilogie werden sollte, würde ich sagen: Es ist alles offen. Groß genug ist die Familie derer von Waringham mittlerweile jedenfalls, dass irgendeiner dabei sein könnte, dessen Leben im nächsten Roman im Mittelpunkt stehen könnte.
Tom Fletcher, Dougie Poynter: The Dinosaur That Pooped Christmas
Red Fox/Random House Children’s Publishers UK
Ein Kinderbuch? Weihnachten? Dinosaurier? Ja, ja und ja. Es ist ein Kinder-, ein Bilderbuch, um genau zu sein, mit zunächst etwas fragwürdig anmutendem Inhalt. Von „gelesen“ kann man da kaum sprechen, denn viel Text gibt es in diesem Buch nicht. Es ist mir vorgeschlagen worden und dann quasi „aus Versehen“ in den Warenkorb gehüpft, als ich andere Bücher bestellt habe, und weil ich wissen wollte, was an diesen Büchern dran ist, durfte es dann auch mit. Es ist das erste Buch von Fletcher und Poynter, die eigentlich Musiker sind. Mittlerweile gibt es drei weitere „The Dinosaur that pooped“-Bücher und sie scheinen in England ein großer Hit zu sein. In den meisten Fällen finden die Kinder die Geschichte vermutlich deutlich lustiger als ihre Eltern: Danny ist ein kleiner Junge, der nie genug bekommen kann. Er hat bereits das ganze Zimmer voll Spielzeug, dennoch ist seine Weihnachts-Wunschliste meterlang. Santa Claus will Danny „kurieren“ und statt weiterem Spielzeug bekommt er ein gigantisches Dinosaurier-Ei zu Weihnachten. Der Dinosaurier schlüpft alsbald und hat riesigen Hunger. Er frisst alles – ausnahmslos alles. Vom festlich geschmückten Weihnachtsbaum über die Möbel, die Haustiere, Dannys Eltern und Großmutter und letztlich das gesamte Haus. Kein Weihnachtsfest in diesem Jahr. Oder? Der Titel verrät eigentlich alles weitere und wie ‚Dino‘ Weihnachten doch noch rettet.
Wie gesagt, das Buch und alle weiteren in der Reihe sind in England der Renner. Die Geschichte ruft bei mir keine großen Begeisterungsstürme hervor, dafür kann ich mich an den wunderbaren englischen Reimen erfreuen, wie zum Beispiel dem hier: „Where snoozers were snoozing, tucked up in their beds whilst dreaming the most festive dreams in their heads.“ Oder dem hier: „Danny heard such a clatter, his heart skipped a thump – ‚twas the clopping of hooves going clippety-clump. He bounced out of bed and threw on some clothes and crept down the stairs on his tip-tippy-toes.“ Oder dem hier: „But it [Dino] didn’t stop there, there were more things to gobble, much more than the small shiny baubles that bobble.“ Ich finde das Buch sprachlich toll, es ist so lautmalerisch und einfach herrlich englisch. Dazu wunderbare, große, bunte Illustrationen – es hat auf jeden Fall alles, was ein erfolgreiches Kinderbuch braucht. Ich bevorzuge dann allerdings doch eher die Bücher mit mehr Text und weniger Bildern.
Jean-Luc Bannalec: Bretonischer Stolz
Kiwi-Verlag
„Bretonischer Stolz“ ist der vierte Band in der Krimi-Reihe um Kommissar Dupin, der vor mittlerweile fünf Jahren aus Paris in die Bretagne „straf“-versetzt wurde. Nach Ermittlungen in Pont Aven, auf den Glénan-Inseln und in den Salzgärten ermittelt er dieses Mal inmitten der Austernzucht und -wirtschaft rund um den Fluss Belon. Eine alte Dame, vor vielen Jahren eine große Filmschauspielerin, findet auf ihrem morgendlichen Spaziergang eine Leiche – die kurz darauf wieder verschwindet. Stattdessen taucht eine zweite Leiche, einige Kilometer weit weg in den Monts d’Arrée, auf. Die beiden Toten waren Schotten und Dupin nimmt alle Verbindungen und Zusammenhänge zwischen der Bretagne und Schottland unter die Lupe. Haben die Morde etwas mit der Austernzucht zu tun, dem Druidenkult, der die beiden keltischen Völker der Bretagne und Schottlands verbindet, oder dem mysteriösen Sandraub an bretonischen Stränden? Die Lösung des Falls scheint weit entfernt, der Präfekt hat ihn bereits offiziell für beendet erklärt und Dupin will alles hinschmeißen, als am Ende dann doch alles klar wird.
Ich mag die Reihe von Jean-Luc Bannalec (was übrigens ein Pseudonym ist) sehr gerne. Völlig abgesehen von dem eigentlichen Inhalt der Krimis, die immer spannend, verwirrend und verschlungen sind, der wunderbaren Charakterisation von Kommissar Dupin mit all seinen schrulligen Eigenheiten, beschreibt der Autor die Landschaften, in denen sich die Fälle abspielen, auf einmalige Art und Weise. Ich war noch nie in der Bretagne, aber die steht als Reiseziel mittlerweile ganz oben auf der Liste. Diese Krimis vermitteln immer ein ganz besonderes Urlaubsgefühl, vielleicht, weil man sich die Bretagne vor seinem inneren Auge so wunderbar vorstellen kann. Bei diesem vierten Fall hatte ich allerdings etwas Mühe, ganz tief in das Buch einzutauchen, denn bis zur Hälfte des Romans zieht sich die Handlung etwas. Doch danach ergeben sich dafür umso mehr Handlungsstränge und Verdachtsmomente, was für den etwas trägen Beginn mehr als entschädigt. Und vielleicht liegt auch das ja nur am Koffein-Entzug, den der arme Dupin auf Anraten seines Hausarztes durchmachen muss!?
Giovanna Fletcher: Billy and Me
Penguin Books
Das ist mal ein Buch, so völlig anders als alles, was ich sonst und eigentlich lese. In der Regel liegt auf meinem Nachttisch entweder ein Krimi oder ein historischer Roman, ab und an etwas Klassisches. Nur ganz, ganz selten mal ein Buch wie dieses. „Billy and Me“ ist der Debütroman von Giovanna Fletcher, veröffentlicht 2013 und mittlerweile gefolgt von „Christmas with Billy and me“ und „Always with Love“. Drei weitere Bücher hat sie außerdem auch schon veröffentlicht. „Billy and Me“ ist für mich eine typische, leichte Urlaubslektüre. „A gorgeous, gloriously romantic read with buckets of charm – I absolutely loved it!“, heißt es auf dem Buchcover und das trifft es ziemlich genau. Ich finde es außerdem herrlich englisch – für meinen ganz persönlichen Geschmack aber fast ein wenig zu kitschig.
Sophie May, ledig, ein wenig schüchtern und einfach ganz normal, lebt in Rosefont Hill, einem kleinen Dorf in Kent, und arbeitet im „Tea-on-the-hill“, einem kleinen Café. Außer ihrer Arbeit, Kuchen und Tee und Büchern braucht sie nicht viel, um zufrieden zu sein. Eines Tages taucht eine Filmcrew im Dorf auf, um eine Neuauflage von „Pride and Prejudice“, einem ihrer Lieblingsbücher, zu drehen und eines weiteren Tages steht plötzlich Billy Buskin vor dem Tresen im Café. Billy ist ein Hollywoodstar, weltbekannt, der in dem Film die Rolle von Mr. Darcy übernimmt, doch Sophie kennt ihn nicht und hält ihn zunächst für einen der Crew-Mitarbeiter. Es kommt, wie man sich eine solche Geschichte vorstellt: Sie verlieben sich, sie ziehen zusammen nach London und Billy, der Sophie liebt für ihre Natürlichkeit und Bodenhaftung, verliert sich in seinem Ruhm und dem Rausch der glitzernd-bunten Filmwelt. Sophie fällt es schwer damit umzugehen, dass sie als Billys Freundin auf einmal auch im Rampenlicht steht, dennoch bleibt sie lange geduldig, bis es irgendwann doch zur Trennung kommt. Sie geht zurück nach Rosefont Hill, wo sie jedoch der nächste Schicksalsschlag erwartet.
Ich habe „Billy and Me“ in einer knappen Woche gelesen, weil es wirklich leicht und angenehm zu lesen ist. Die Geschichte ist dabei aber recht vorhersehbar und an einigen Stellen fehlte mir dann doch etwas Tiefe, etwas Hintergrund und Aufbau und Hinführung, manchmal ging es mir etwas zu „holterdipolter“ und manchmal war es einfach „too much“: Einige Zeit nach der Trennung sitzt Billy in einer Talkshow und soll über die Filmadaption von „Pride and Prejudice“ sprechen, doch eigentlich geht es nur um Sophie, wie sehr er sie liebt, vermisst, seine Fehler bereut und dem Showbiz den Rücken kehren will. Das ist sicher sehr romantisch, vielleicht bin ich nur zu pragmatisch, um das für realistisch zu halten oder davon allzu sehr gerührt zu sein. Nichtsdestotrotz ist „Billy and Me“ ein schönes Buch für zwischendurch, als leichte Unterhaltung am Strand oder wenn man gerne Romane dieses Genres liest.