Nachdem neulich schon Instagram Thema eines Posts war, widme ich mich heute mal den anderen beiden „Riesen“ in der großen, bunten und weiten Social Media-Welt: Facebook und Twitter. Die beiden in einen Topf zu werfen, ist allerdings eigentlich gar nicht möglich. Denn sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer Nutzung und Funktionsweise sehr, sondern haben auch eine deutlich unterschiedliche Anzahl von Nutzern und werden von verschiedenen Zielgruppen genutzt.
Facebook ist wohl der Allrounder unter den sozialen Netzwerken. Es ist zunächst einmal das größte soziale Medium mit weltweit 1,7 Milliarden monatlich aktiven Nutzern. Etwa 26 Millionen Nutzer hat das Netzwerk allein in Deutschland (Stand Januar 2016). Dazu kommt, dass Facebook mittlerweile deutlich heterogener ist als noch vor einigen Jahren: Auch zunehmend ältere Personengruppen treten Facebook bei, nutzen es, um in Kontakt zu bleiben mit Familienmitgliedern und Freunden oder um sich zu informieren. 38 Prozent der Facebook-Nutzer sind zwischen 30 und 49 Jahren alt, 18 Prozent der Nutzer älter als 50 Jahre (Quelle: ARD-/ZDF-Onlinestudie 2015).
Twitter dagegen zieht noch immer ein sehr spezielles Zielpublikum an. Es sind häufig jüngere und häufig medienaffinere Menschen, die einen Twitter-Account besitzen bzw. nutzen. Diese Tatsache ist vor allem in Deutschland besonders ausgeprägt, wobei es schwierig ist, die genaue Zahl von aktiven Twitter-Nutzern in Deutschland überhaupt anzugeben. Auch seriöse Schätzungen schwanken zwischen einer halben Million und 11 Millionen. In Großbritannien und den USA ist Twitter weitaus verbreiteter als hier bei uns, wo dem Medium noch immer anhaftet, für Normalsterbliche zu kompliziert oder nicht von Nutzen zu sein.
Ich bin auf beiden Plattformen aktiv, wobei aktiv schon fast nicht (mehr) das richtige Wort ist. Facebook nutze ich privat eigentlich nur noch passiv, d.h. ich lese, besser überfliege, was mir so auf die Startseite gespült wird, aber poste selbst nichts (einzige Ausnahme sind die Artikel dieses Blogs, die automatisch in meiner privaten Chronik verlinkt werden). Facebook hat bei mir heftig verloren, als der (damals neue) Algorithmus anfing, fast nur noch gesponserte Posts und mehr Beiträge von Seiten als von meinen Freunden auf die Startseite zu stellen. Dazu dann die Tatsache, dass ältere Posts weiter oben, die neusten irgendwo unten und vieles einfach gar nicht mehr auf der Startseite landete und mit Facebook und mir war es irgendwie vorbei. Seit einiger Zeit bin ich jetzt jedoch wieder viel öfter aktiv auf Facebook unterwegs, dann allerdings nicht in meinem eigenen Namen. Aber dazu gleich noch mehr.
Auf Twitter habe ich mich die letzten Monate auch ein bisschen rarer gemacht. Woran das lag, weiß ich allerdings gar nicht so genau, denn an sich bin ich davon noch immer sehr begeistert und entdecke es für mich gerade wieder. Auf Twitter war ich immer sehr aktiv und fange jetzt auch wieder an, mehr Tweets zu schreiben. Meine Unlust in der letzten Zeit hing vielleicht auch damit zusammen, dass meine Timeline sehr fußball- und BVB-lastig ist und ich dieser Themen einfach überdrüssig war. An der Zusammensetzung hat sich zwar jetzt auch noch nicht viel geändert, aber all die anderen interessanten und informativen Tweets dazwischen nehme ich jetzt stärker wahr und blende alles, was mich (momentan) nicht interessiert, aus.
Der vielleicht größte Vorteil von Twitter gegenüber Facebook: Es ist (noch) alles chronologisch und „alles da“. Zwar nehmen auch hier Werbung und gesponserte Tweets stetig zu, aber noch „verschluckt“ Twitter nichts (bzw. man kann deaktivieren, zuallererst die Tweets gezeigt zu bekommen, von denen Twitter meint, dass sie einen am meisten interessieren. Diese Option bietet Facebook leider nicht).
Der größte Unterschied zwischen Facebook und Twitter? Die Länge der Beiträge. Durch die Begrenzung eines Tweets auf 140 Zeichen brauche ich auf Twitter fast immer einen Link, wenn ich Informationen übermitteln möchte, die mehr als zwei Sätze umfassen. Wenn ich dann auch noch ein Foto integriere, habe ich sogar noch weniger Zeichen zur Verfügung, da alle eingebundenen Medien in Links übersetzt ebenfalls Zeichen „schlucken“. Bei Facebook dagegen sind mir bei der Länge eines Beitrags keine Grenzen gesetzt. Ab einer gewissen Länge setzt Facebook „Mehr“- bzw. „Weiterlesen“-Links, aber ich kann so viel in einen Post packen, wie es mir gefällt bzw. wie ich meinen Lesern/Freunden/Abonnenten zumuten möchte.
Daraus ergeben sich natürlich Unterschiede sowohl für die aktive als auch die passive Nutzung. Ein Tweet ist schnell gelesen und wenn er gut ist, dann ist mir innerhalb von nur 140 Zeichen klargeworden, ob es sich für mich lohnt, auf den Link zu klicken oder nicht. Bei Facebook dagegen muss ich unter Umständen mehr Text lesen oder zumindest überfliegen, bis ich feststellen kann, ob es sich lohnt, den Beitrag zu Ende zu lesen oder weiterführenden Links zu folgen. Als Autor eines Tweets, der dem Leser einen Mehrwert bieten soll, muss ich auf der anderen Seite fast immer eine „externe“ Basis haben, auf der meine Informationen dargelegt werden und zu der ich den Leser mit einem Link in einem ansprechenden Tweet zunächst erst hinführen muss. Also eine Homepage, einen Blog, die Website einer Zeitung, etc.
Facebook ist dagegen unabhängiger von anderen Medien und Plattformen, da ich nahezu alles, was ich vermitteln möchte, über Facebook selbst kommunizieren kann. Das ist mit ein Grund (neben dem breiteren Publikum), warum Facebook beispielsweise für eine Kirchengemeinde interessanter ist als Twitter. Nicht alles, was wir über Facebook ankündigen, berichten und unseren Abonnenten zeigen möchten, ist auch Thema auf der Homepage der Kirchengemeinde, zu der ich im Notfall verlinken könnte. Auf Facebook ist das aber in der Regel nicht notwendig, da mir dort umfangreichere Möglichkeiten und mehr Zeichen/Platz zur Verfügung stehen als auf Twitter, um die Nutzer in dem Medium selbst zu informieren.
Grundsätzlich wird die Präsenz in den sozialen Medien – als Ergänzung zu einer möglicherweise vorhandenen eigenen Homepage – für Unternehmen und Organisationen immer wichtiger. Facebook dürfte dabei aus den oben beschriebenen Gründen das attraktivste Medium sein: Auch wenn (gefühlt) die private Nutzung abnimmt, bietet es doch die besten Möglichkeiten zur Informationsübermittlung und ich erreiche darüber die meisten Leute. Den Auftritt unserer Kirchengemeinde haben wir mittlerweile außerdem um einen Instagram-Account ersetzt: Das Publikum dort ist allerdings tatsächlich fast zu hundert Prozent U18.
Und so verbringe ich momentan wieder mehr Zeit auf Facebook und poste dort im Namen der Gemeinde Ankündigungen, Einladungen und Berichte von vergangenen Veranstaltungen. Zuletzt habe ich dabei Bekanntschaft gemacht mit einer der unschöneren Seiten des Internets und der sozialen Medien: Negative oder beleidigende Kommentare werden von Fans auf die Facebook-Seiten ihrer enttäuschend aufspielenden Sportmannschaften geschrieben, treffen Prominente oder eben auch kirchliche Einrichtungen und Organisationen. Was tun? Löschen ist Zensur, ignorieren ist auch die falsche Maßnahme. Höflich, aber sachlich antworten und schauen, wie sich die Sache weiter entwickelt – in unserem Fall blieb alles noch vergleichsweise harmlos. Dennoch muss man im ersten Moment kurz innehalten und überlegen, wie man darauf am besten reagiert. Es ist eben nie alles immer nur positiv.