Sie ist jetzt schon wieder einige Wochen her und über der ganzen Osterschokolade und dem Konfirmationsessen der letzten Zeit schon wieder fast vergessen: Die Fasten- oder Passionszeit, die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag, in denen ich versucht habe, nix Süßes zu essen. Keine Schokolade, keine Kekse, keinen Kuchen.
Das Fasten gehört für mich einfach dazu, ich nehme es mir jedes Jahr auf’s Neue vor und setze es in jedem Jahr wieder unterschiedlich gut um. In diesem Jahr ist es mir sehr schwer gefallen, ich habe nur schlecht durchgehalten und vor allem zu Beginn häufig noch mal ein Stück Schokolade oder einen Keks gefuttert. Auch auf Chips und auf Alkohol habe ich verzichtet, letzteres für mich eine wirklich leichte Übung, da ich nur selten und wenig Alkohol trinke. Mein „Laster“ ist Schokolade und alles Süße und da konnte ich dieses Mal nur ganz schwer die Finger von lassen.
Die Fastenzeit bzw. ihr Beginn fiel in eine Phase, in der ich insgesamt ziemlich schlapp war, mich nicht wirklich fit gefühlt habe und außerdem dauernd Hunger hatte. Über Weihnachten (wie auch immer das passieren konnte) und dann nochmal im Januar/Februar hatte ich insgesamt 2 Kilo abgenommen – ungewollt und quasi „aus Versehen“, denn ich habe weder ernährungstechnisch noch sportmäßig irgendetwas geändert. Dafür hatte ich aber das Gefühl, alle Reserven aufgebraucht zu haben und einfach ständig essen zu müssen, als bräuchte mein Körper viel mehr Nahrung und eben auch Zucker als sonst. Das ist ungünstig, wenn man eigentlich gerade nix Süßes essen möchte, und dann gab’s eben doch immer wieder mal einen Schokoriegel, wenn ich dringend und auf der Stelle etwas zu essen brauchte.
Nun soll die Fastenzeit, zumindest im allgemeinen, heutigen, evangelischen Verständnis, „nicht zwingend Verzicht bedeuten. Die Fastenzeit kann auch genutzt werden, um einmal die gewohnten Wege zu verlassen. Dinge versuchsweise einmal anders zu machen. Neues zu entdecken.“, wie ich so weise auf der gemeindlichen Facebook-Seite geschrieben hatte. Die Fastenzeit als eine Zeit, um Routinen und (Ess-)Gewohnheiten zu reflektieren. Und während ich weiter versucht habe, die Schokolade in meiner Schublade zu ignorieren, habe ich auch tatsächlich ein wenig mehr als üblich darüber nachgedacht, was ich eigentlich so esse – auch, weil mein Körper immer nur „Mehr“ rief, obwohl ich eigentlich aß wie immer.
Ich esse eigentlich schon immer wenig Wurst, noch weniger Fleisch (wenn ich alleine bin, maximal einmal pro Woche), eigentlich jeden Tag Gemüse und viel, viel Obst. Und, wenn nicht gerade Fastenzeit ist, eben auch gerne Süßes. Ich liebe Brot und könnte mich eigentlich auch nur von Brot und Brötchen ernähren. Weil ich aber festgestellt habe, dass selbst Vollkornbrot mir nicht ausreichend lange genug vorhält, bin ich zum Frühstück irgendwann auf Müsli umgestiegen: Geschrotetes, über Nacht eingeweichtes Getreide, dazu Haferflocken, Rosinen und/oder getrocknete Feigen, Leinsamen, Sonnenblumenkerne, verschiedenes Obst, eigentlich immer Apfel und Banane und was eben sonst gerade so da ist/Saison hat, und Joghurt. So, wie ich es von meiner Mutter „gelernt“ habe.
Selbst damit komme ich aber nicht immer bis zum Mittagessen. Vor allem an den Tagen, an denen ich arbeite, brauche ich im Laufe des Vormittags einen Snack (ich schiebe das auf die 5,5 Kilometer Fahrradfahren zur Arbeit). Meistens gibt es dann die Reste von Apfel und Banane, die nicht mehr in’s Müslischälchen gepasst haben. Wenn ich mittags zuhause bin, koche ich, ansonsten gibt es Brot und abends die warme Mahlzeit. In jedem Fall esse ich aber meistens auch am Nachmittag zwischendrin noch mal eine Kleinigkeit. Was ich seit einiger Zeit und sehr leicht aufgeben konnte, ist das Essen nach dem Abendessen. Wenn da nicht gerade noch ein halber Apfel in der Küche herumliegt oder ähnliches, gibt’s nach dem Abendessen/Abendbrot nix mehr.
Wenn man ein bisschen liest und recherchiert zur Fastenzeit oder auch nur zu gesunder Ernährung und der Frage, was man denn tun kann, wenn einen der Heißhunger auf Süßes überkommt, dann liest man häufig so etwas wie: „Essen Sie stattdessen ein Stück Obst, einen Apfel etwa.“ Oder getrocknete Früchte, Nüsse, etc. Das mag vielleicht für Leute gelten und hilfreich sein, die von sich aus kein oder nur wenig Obst essen. Ich kann aber ja schlecht drei Äpfel am Tag essen, nur weil ich andauernd Lust auf was Süßes habe. Meine ich jedenfalls. (Mal abgesehen davon, dass wenn ich Lust auf Schokolade habe, auch drei Äpfel daran nix ändern könnten.)
Besser und einfacher fiel das mit dem Verzicht übrigens, als ich aus homöopathischen Gründen einige Tage lang auch den Kaffee wegließ. Und weil mir das, anders als gewohnt und erwartet, auch gar nichts ausgemacht hat (keine Müdigkeit, keine Kopfschmerzen), habe ich die letzten knapp zwei Wochen vor Ostern quasi auch noch auf Kaffee gefastet. Mit Ostern habe ich das dann beendet, esse – mit Ausnahme der quasi drei Tage andauernden Konfirmationsfeierlichkeiten letzte Woche – aber Schokolade und Süßes momentan (noch) wieder deutlich maßvoller als vor der Fastenzeit. Und auch Schlappheit und Dauer-Hunger sind insgesamt größtenteils wieder verschwunden – vielleicht war das einfach so ein Frühjahrs-Ding.
Nun ist es ja so, dass „gesunde Ernährung“, Fitness usw. momentan auch so ein bisschen ein (Instagram-)Trend zu sein scheinen. Und ich merke, dass das irgendwie ansteckend ist. Da ist es fast gut, dass ich zwar gerne esse, aber nicht besonders gerne koche. Ich werde zwar immer experimentierfreudiger und man glaubt nicht mehr unbedingt, dass ich mal so ein Kind war, das quasi nur Nudeln/Reis/Kartoffeln mit Ketchup gegessen hat, wenn ich jetzt auch mal ein vegetarisches Korma mit Kichererbsen und Spinat mache (ein Traum!) oder Kekse mit weißen Bohnen drin backe. Aber Kochen muss bei mir vor allem schnell gehen und einfach sein (insbesondere, da ich aktuell auch auf eher engem Raum zurechtkommen muss). Mein Vollkorn-Müsli und mein „Standard-Essen“ von Couscous oder Bulgur mit verschiedenem gedünstetem Gemüse gehören bei mir, dank meiner Mutter, die gerne noch viel mehr Vollwert kochen würde, schon seit „bevor es in ist“ zum Standard-Repertoire. Genauso gibt’s zu Nudeln aber auch gerne Sahnesoße.
Ich esse einfach, was ich mag. Dass das viel Gemüse und wenig Fleisch beeinhaltet, liegt mehr an meinem Geschmack und weniger daran, dass ich irgendein Ernährungs- und Fitness-Ideal verfolge. Denn genauso wie Obst und Gemüse gehört für mich auch Schokolade zu meiner Ernährung: In Maßen, natürlich, und aus gewissen Gründen eher am Nachmittag als am Abend. Dauerhaft – und damit wären wir wieder beim Fasten – darauf zu verzichten, ginge bestimmt auch. Irgendwie. Aber schöner ist das Leben schon mit einem Schoko-Riegel oder -Keks zum Nachmittagskaffee. Oder?