80 Seiten. 29 000 Wörter. Mehr als 222 000 Zeichen. 496 Minuten Interview-Aufzeichnungen. 120 Seiten Transkripte. Viele Überlegungen und Gedanken, die wieder verworfen wurden. Viele Nächte und noch viel mehr Tage Arbeit. Sorgen, Bedenken, Unsicherheiten. Aber auch viele neue Erkenntnisse, viele schöne Begegnungen. Das alles und noch viel mehr ist meine Master-Arbeit.
Ich habe im Frühjahr optimistisch davon gesprochen, dass ich den Prozess der Entstehung der Arbeit hier auf dem Blog begleiten würde. Dann habe ich begonnen mit der Arbeit – und dann blieb nicht nur keine Zeit, sondern es erschien mir auch nicht so passend. Aber jetzt im Rückblick kann ich dann doch davon sprechen und schreiben und ein wenig rekapitulieren. Denn seit etwa Mitte November weiß ich nun, dass ich die Arbeit bestanden habe. Das Studium ist geschafft, die Arbeit und die Mühe – in allen vier Semestern und eben besonders jetzt im letzten – haben sich gelohnt.
Alles hat ein Ende. Auch die Master-Arbeit. Auch wenn ich manchmal dachte, dass es nie kommen würde. Von den ersten Überlegungen irgendwann nach Weihnachten 2017 mit dem Gedanken so langsam musst du dir aber wirklich mal was einfallen lassen bis zur Abgabe Ende September (vier Tage vor Arbeitsbeginn in Dortmund) lagen viele Wochen, in denen ich die Arbeit an der Arbeit mal verflucht und mal geliebt habe.
Grundsätzlich bin ich ein Typ, der gut alleine vor sich hinarbeiten kann. Ich war so froh, als die Klausuren schon im Bachelor-Studium endeten und an ihre Stelle die Hausarbeiten traten. Wenn man sich ein Thema – größtenteils – eigenständig überlegen kann, das einen interessiert, wenn man sich Vorgehensweise, Arbeitszeit und überhaupt die Zeitplanung völlig frei überlegen kann, das macht mir Spaß. Recherchieren, Infos zusammentragen, eigene Ideen entwickeln, einen passenden Aufbau überlegen, schreiben, das liegt mir (meistens). Aber fünf Monate, die einem für die Master-Arbeit zustehen, sind eine ganz schön lange Zeit. Die braucht man, sicher, denn die 80 Seiten wollen ja sinnvoll gefüllt werden. Theoretische Konzepte zusammentragen, einen Methodenaufbau überlegen, Teilnehmer für die eigene Untersuchung akquirieren, Interviews führen und vor allem transkribieren (!), codieren und analysieren, schließlich das gesamte Vorgehen aufschreiben und dann möglichst auch noch neue, spannende Erkenntnisse aus dem Ganzen ziehen, das macht man nicht mal eben über Nacht. Aber fünf Monate können auch lang werden.
So lang, dass ich irgendwann aus Münster weg und nach Hause geflohen bin. Wir hatten einen grandiosen Sommer, es war wochenlang sonnig und heiß und schönstes Urlaubswetter und ich saß wahlweise in meiner kleinen, aufgeheizten Wohnung oder im nicht unbedingt kleinen, aber genauso stickigen Büro und mir fiel die Decke auf den Kopf. Zuhause habe ich gelegentlich auf der Terrasse arbeiten können und allein der Tapetenwechsel und der größere Bewegungsradius im Haus haben schon geholfen. Und als die Familie aus dem Urlaub zurück war, auch deren moralische Unterstützung, die später zu einer ganz praktischen wurde, als nämlich meine Mutter die gesamte Arbeit, mein Vater die Anhänge und Transkripte Korrektur gelesen haben.
Überzeugt und interessiert von meinem Thema war ich die ganze Zeit über und finde es auch jetzt noch spannend. Sicher, es ist bestimmt ein Nischen-Thema – man könnte auch sagen, eine Forschungslücke und damit war die Literaturrecherche nicht so ganz einfach. Aber die Rückmeldung aller Interviewpartner und vieler weiterer Menschen, mit denen ich währenddessen über die Arbeit und das Thema sprach, haben deutlich gezeigt, wie wichtig es für die Menschen ist, die es selbst betrifft.
Die Arbeit drehte sich um die Relevanz und die Formen von Öffentlichkeitsarbeit in evangelischen Kirchengemeinden. In gewisser Weise ein Herzensanliegen von mir, die ich doch schon lange ehrenamtlich für meine eigene Gemeinde so ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit zu machen versuche und auch auf anderer Kirchenebene schon Öffentlichkeitsarbeit kennengelernt habe. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, denn ich habe durch die Gespräche mit den Interviewpartnern auch viele Impulse für mich selbst mitnehmen können. Neben der Erkenntnis, dass dem Thema eine große Relevanz zukommt, die nicht immer und überall dem Stellenwert entspricht, den es in der täglichen Arbeit tatsächlich einnimmt. Aber dazu an anderer Stelle mal mehr.
Die Master-Arbeit war bzw. ist das Herzstück und gleichzeitig der Abschluss des Studiums. Für mich fing wenige Tage nach der Abgabe im Prüfungsamt schon gleich ein ganz neues Kapitel an, der Umzug nach Dortmund und der erste richtige Job. Darüber kann man fast vergessen, dass das Studium offiziell noch nicht beendet ist und von dem Ergebnis dieser Master-Arbeit abhängt. Das kam dann ein paar Wochen vor Weihnachten, sowohl für die Arbeit als auch für das gesamte Studium. Und das wirkliche, offizielle Ende am letzten Freitag bei einer kleinen Absolventenfeier des Instituts.
Der Exmatrikulationsantrag zum Ende des noch laufenden Wintersemesters ist gestellt, das Studium in einigen Wochen dann auch wirklich formell beendet. Aber es kommt mir schon jetzt viel länger her vor, wie überhaupt die vier Semester in Münster wie im Flug an mir vorübergegangen sind. „Time flies when you’re having fun“, und Spaß hatte ich tatsächlich. Weil ich interessante und nette Leute kennengelernt habe, weil ich mich in Seminaren mit vielen spannenden Themen beschäftigen durfte, nicht zuletzt sicherlich auch, weil ich viel neben dem Studium gearbeitet habe und Langeweile ein Fremdwort war. Und so endete das Studium irgendwie auch ziemlich plötzlich, mit der Abgabe der Arbeit, mit einem Glas Sekt (oder zweien) am Freitagabend, am 31. März. 10 Semester als aktive Studentin (eingeschrieben war ich in 13 Semestern) vorbei. Vieles hat sich in der Zeit verändert, ich mich selbst wohl am meisten, und da, wo ich jetzt bin, gefällt es mir ganz gut. Und das ist auch eine ganz schöne Erkenntnis aus dem allen.
Zu einem anderen Zeitpunkt werde ich hier noch näher auf Thema und Ergebnisse meiner Master-Arbeit eingehen – falls es hier irgendwen gibt, der auch ‚bei Kirchens‘ ist oder den das Thema auch außerhalb der ‚kirchlichen Blase‘ interessiert.