Eine Woche, zwei Kino-Besuche. Nachdem ich seit über einem Jahr nicht mehr im Kino war, musste ich diese Chance jetzt einfach nutzen, wenn schonmal zwei Filme, die ich gerne sehen wollte, in der Originalversion gezeigt werden. „Little Women“ und „1917“ – zwei Filme, über die viel Positives zu hören war, beide nominiert für den Oscar als bester Film, beide wohl zumindest teilweise und lose inspiriert von wahren Begebenheiten. Da enden dann auch alle Gemeinsamkeiten.
In „Little Women“ geht es um Frauen. Vier Schwestern, die gemeinsam älter werden, ihren Weg durch’s Leben und ihre Bestimmung suchen. Mitte des 19. Jahrhunderts in Amerika scheinen die Möglichkeiten für Frauen eher begrenzt, reich zu heiraten ist der allgemein favorisierte Weg, etwas aus dem eigenen Leben zu machen, doch nicht jeder der Schwestern steht der Sinn nach Hochzeit, zumindest nicht sofort. Der Film basiert auf dem Roman Little Women von Louisa May Alcott und ist einfach ein klassischer Film mit einer wunderschönen Geschichte. Beeindruckende Szenerie und Landschaften, großartige Kostüme und genau die richtige Mischung aus Witz und Emotion. Ich habe eine Schwäche für Geschichten über Geschwister, habe mir früher oft selbst eine Schwester gewünscht, mit der ich eine solche Beziehung haben könnte, und nicht nur deshalb hat mich dieser Film berührt und bin ich sehr begeistert aus dem Kino gegangen. Da passte einfach alles.
Völliges Kontrastprogramm gestern Abend, eine Woche später: „1917“, ein Kriegsfilm. Bei weitem nicht der erste (eine Geschichtslehrerin in der 9./10. Klasse hat uns Filme wie „Der Soldat James Ryan“ schauen lassen und selbst gebackene Donauwelle dazu gereicht), aber einer, der mich interessierte: Natürlich, weil viel über die besondere Kameratechnik gesprochen wurde, zum anderen aber auch, weil es hier um den 1. Weltkrieg geht. Zwei Soldaten müssen im April 1917 das Niemandsland überqueren und einer anderen Einheit den Befehl überbringen, einen für den nächsten Morgen geplanten Angriff nicht durchzuführen, der in eine Falle der Deutschen führen würde. Ja, es gibt ‚unappetitliche‘ Szenen, es ist Krieg, es gibt Tod und Tote, Blut und Ratten, aber ich konnte den Film „gut“ sehen. Mehr noch: Vielleicht habe ich zu sehr auf den technischen Aspekt des Films geachtet, aber er hat mich nicht so sehr berührt, wie ich erwartet hatte. Durch die Kameraführung ist man fast hautnah dran an vielen Geschehnissen, sieht Ereignisse zum Teil aus der Sicht der Protagonisten, läuft quasi selbst mit durch die Schützengräben (noch beeindruckender ist das vielleicht, wenn man mal selbst durch ehemalige Schützengräben gelaufen ist, wie man das in/um Thiepval tun kann. Aber: Wahre Begebenheit oder nicht, der eine oder andere Moment in der Handlung erschien mir dann doch zu überspitzt, konstruiert, zu „hollywood-like“. Beeindruckend ja, aber auch ohne alle Konkurrenten gesehen zu haben, kann ich nachvollziehen, dass dieser Film nicht den „Bester Film“-Oscar gewonnen hat.
Was bleibt: Kino ist cool. Nicht wegen der bequemen Sessel und des Popcorns, sondern weil man einen Film ganz anders schaut. In völliger Konzentration nichts anderes tut, als der Handlung zu folgen. Macht man (ich) sonst ja doch nicht so, im heimischen Wohnzimmer ist Ablenkung eben doch immer schnell zur Hand. Also: Öfter mal in’s Kino.