Die Tatsache, dass der Parkplatz vom LIDL ungewöhnlich voll war für neun Uhr am Samstagmorgen, hätte ein erstes Indiz sein können, dass die Geschichten, die man so hört und liest, tatsächlich wahr sind. Auch im Laden war es voll, die ersten Reihen – mit Gemüse, Obst, Keksen und Schokolade, waren aber noch mit reichlich Auswahl gut gefüllt. Erste Lücken taten sich auf im Kühlregal bei Käse und Milch, aber da wird Samstagmorgens sowieso immer neu und nach-gepackt.
Und dann stand ich vor dem Regal mit Konserven auf der einen und Nudeln auf der anderen Seite, konnte praktisch hindurchblicken auf den nächsten Gang und musste feststellen: Ja, die Geschichten stimmen tatsächlich. Gehackte Tomaten? Kidneybohnen? Ananas? Fehlanzeige. Bei den Nudeln gab es noch viele Packungen Lasagne-Platten, einige Pakete Spaghetti und offensichtlich war nicht bei allen die Verzweiflung groß genug gewesen, zu Dinkel- oder Vollkornnudeln zu greifen. Davon abgesehen war das Regal ratzeputz leer.
Und ich frage mich: Betreiben denn nur so wenig Leute auch unter ganz normalen Bedingungen Vorratshaltung, dass sie jetzt plötzlich das Bedürfnis verspüren, sich auf Wochen und Monate hinaus mit Nudeln und Tomatensauce einzudecken? Ich für meinen Teil habe heute fast nur Grünzeug und Frisches gekauft, weil ich alles andere sowieso immer da habe. Ich habe einen Schrank in meiner Küche, von den Inhalten könnte ich mich jederzeit eine Woche lang ernähren. Nudeln, Reis, Konserven, H-Schmand und -Sahne, Mehl, all das habe ich immer auf Vorrat da – und wenn ich eine Einheit davon verbrauche, stocke ich den Vorrat beim Einkauf davor oder danach gleich wieder auf.
Ja, ich bin nur eine Person, (ver-)brauche also nicht so viel und dementsprechend auch nicht so viele Vorräte wie eine Familie. Aber gelernt oder übernommen habe ich das mit der Vorratshaltung von zuhause – auch für eine sechsköpfige Familie gab (gibt) es da immer Nudeln, Reis und Konserven sowie einen Gefrierschrank voll mit Gemüse, Obst und Eis, mit dem man gut und gerne einige Tage auskommen kann. Und die goldene Regel, dass wer etwas aus dem Vorratskeller hochholt und dabei feststellt, dass es die letzte/vorletzte Packung ist/nur noch wenige Packungen da sind, das betreffende Ding gleich auf die Liste für den nächsten Einkauf schreibt. Ist das so ungewöhnlich?
Die Reaktionen im Laden heute Morgen: Eine Frau grummelte vor sich hin, sie gebe der Sache noch zwei Wochen, dann herrsche in ganz Deutschland Ausnahmezustand. Eine andere musste ihren Speiseplan überdenken, weil sogar das Sauerkraut, das sie morgen machen wollte, den Hamsterkäufen zum Opfer gefallen war. Und die Kassiererin meinte trocken: „Wenn nichts mehr da ist, machen wir halt zu.“ Wenn das so weitergeht, wird es bis dahin nicht mehr lange dauern.