Die zweite Woche dieses neuen Jahres ist vorbei. Wie in jedem Jahr scheint das ein guter Zeitpunkt zu sein wieder mehr zu bloggen. Ich will mal probieren, wieder mehr zur ursprünglichen Form des Bloggens als eine Art Tagebuchschreiben zurückzukommen – weil ich das gern bei anderen lese und weil es (vielleicht? hoffentlich) weniger Vorbereitung, weniger Überlegung, weniger Recherche braucht, als wenn ich gezielt zu einem Thema etwas schreiben will. Mal sehen, wie das funktionieren wird.
In dieser Woche habe ich viel über den Glauben nachgedacht. Über meinen Glauben, darüber, ob und wie und woran ich glaube. Oder auch nicht glaube. Schon eine ziemlich lange Weile schlummert da ein Text hier in meinen Blog-Entwürfen, vielleicht hole ich den bald mal wieder raus. Auslöser für meine neuesten Gedanken war eine Gesprächsrunde am Mittwochabend über Zoom, wo es um genau dieses Thema ging. Ich war mehr passiv dabei, mehr zuhörend als redend, weil ich den Eindruck hatte, die meisten der anderen Teilnehmenden waren mit viel tiefgreifenderen Aspekten befasst als ich zu sagen gehabt hätte. Was daran liegen mag, dass sich viele von ihnen hauptberuflich und/oder im Studium mit Theologie und Glauben beschäftigen. Manches kam mir bekannt vor, anderes, was zur Sprache kam, war für mich noch nie eine Frage. Was aber eine Frage für mich ist: Was glaube ich, woran glaube ich? Viel leichter fiele es mir zu sagen, woran ich nicht (oder zumindest nicht im wörtlichen Sinne) glaube. Ich glaube, mir fehlt es unter anderem an Sprachfähigkeit zu meinem Glauben – da haben Theolog:innen und solche, die auf dem Weg dahin sind, einfach einen ganz anderen Hintergrund, andere Voraussetzungen. Auf jeden Fall ein Thema, das mich schon lange und immer mal mehr, mal weniger beschäftigt.
Gehört habe ich in dieser Woche eine Folge des Windhauch, Windhauch-Podcasts. In dem Podcast geht es um die Kirche der Zukunft, um Glaubenskommunikation und Kirchesein im 21. Jahrhundert und in dieser Folge um die beymeister, ein Vorzeige-FreshX-Projekt aus der rheinischen Kirche – für das es jetzt, nachdem es den Projektstatus hinter sich gelassen und sich als vollwertige, neue Gemeindeform etabliert hat, keinen Platz in der Kirche zu geben scheint. Eine Gemeinde, die nicht in die traditionellen Strukturen passt, und von der deswegen niemand weiß, wie mit ihr umgegangen werden soll. Spannend und traurig gleichzeitig.
Außerdem habe ich mehrfach das im Dezember erschienene McCartney III-Album gehört – die Länge ist perfekt für meinen Hin- und Rückweg zur Arbeit und das Album ist ein super Begleiter beim Autofahren. McCartney I und II sind Alben, die ich äußerst selten in Gänze höre, mit ein paar Highlights, die häufig auftauchen und viel zum Vergessen. Aber die Nummer drei, die hat richtig Potential, in meiner persönlichen Hitliste recht weit nach oben aufzusteigen.
Am Samstagabend lief beim Kochen vor und Küche aufräumen nach dem Essen meine Playlist, in der ich alle die Songs zusammenfasse, die mir irgendwo begegnen und gefallen. Ein äußerst wildes Sammelsurium von Liedern aus verschiedenen Zeiten und verschiedenen Genres. Im Shuffle-Modus kam dann gestern Abend zuerst „Crazy Days“ von The Shires und anschließend „Stranger“ von Vampire Weekend. 2020/2021 in einer Nussschale („in a nutshell“) sozusagen. Und draußen schneite es.
Heute war ich zum ersten Mal seit irgendwann im Herbst wieder im Gottesdienst. Einmal in meiner Küche, einmal im Wohnzimmer. Die Gefahr einer „Gnadenvergiftung“, wie unser Kantor daheim zu sagen pflegt, ist dennoch sehr gering, denn über Zoom sind die Feiern kürzer als in Präsenz in der Kirche. Nein, es ist nicht dasselbe, es ist nicht zu vergleichen mit dem Live-Erlebnis vor Ort. Aber es kam trotzdem Gottesdienst-Stimmung auf bei mir, nicht zu vergleichen mit aufgezeichneten Video-Andachten. Viel mehr als nur besser als nix, und der Altersdurchschnitt war zu meinem Erstaunen höher, als ich gedacht hätte. Trotzdem frage ich mich auch, was mit den Menschen ist, für die aus alters- oder anders bedingten Gründen die technischen Hürden für diese Form des Gottesdienstes zu hoch sind.
Ansonsten übe ich mich in diesem Jahr im Müßiggang. Ich lerne, meine freie Zeit nicht mit genauso endlos vielen to dos vollzustopfen wie meine Arbeitszeit. Ich bin nämlich großer Verfechter von „erst die Arbeit, und dann das Vergnügen“ und weil ich immer irgendwo Arbeit sehe, auch in meinen eigenen vier Wänden, in Ehrenamt und Hobbys, bleibt meistens wenig Vergnügen und freie Zeit übrig. Nachdem in den Wochen vor Weihnachten, eigentlich ab Mitte November, alle freie Zeit an den Abenden und Wochenenden voll waren, nachdem ich Sonntagabends immer das Gefühl hatte, jetzt dringend ein Wochenende zu benötigen; nachdem ich letzte Woche einen Artikel darüber las, dass im Judentum am Sabbat nichts getan wird, was irgendwie als Arbeit empfunden wird, nicht einmal Kochen, habe ich mir vorgenommen, wenigstens die Sonntage frei von Arbeit zu halten, jedenfalls im Privaten. Dass es okay ist, nach dem Sonntagsfrühstück einfach mal zwei Stunden im Buch zu lesen, daran muss ich mich erst (wieder) gewöhnen. Aber ich mag’s.
Mal sehen, wie das weiter geht, denn gleichzeitig meldet sich auch schon das Jahresanfangs-/Frühjahrsputz-Verlangen. Ich werde jedes Wochenende irgendeine Aufgabe angehen – gestern waren Kaffeemaschine und Wasserkocher, Ofen und Spüle dran. Als nächstes steht der Gefrierschrank auf der Liste, der will abgetaut werden, der Küchenputz wird folgen und die Fenster haben es auch dringend nötig. Achso, und Weihnachtsdeko ist auch noch da. Die bleibt meistens so lange, bis sie mir auf die Nerven geht und ich wieder Platz und (mehr) freie Flächen brauche. Noch find ich’s gemütlich.