British Drama – Grantchester

Weiter geht es in der Reihe mit der Serie „Grantchester“ – und einem Bekannten von letzter Woche. „Grantchester“ stand schon lange auf meiner „to watch“-Liste und Ende des letzten Jahres hab ich es dann endlich einmal geschafft.

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© Lovely Day/ITV

Die ITV-Serie „Grantchester“ erinnert, mich jedenfalls, entfernt an Pater bzw. Father Braun/Brown (ich kenne nur die schönen alten schwarz-weiß Filme mit Heinz Rühmann und die neuere BBC-Serie mit Mark Williams, nicht die mit Ottfried Fischer) und das kommt nicht von ungefähr. Grantchester ist ein kleines Dorf nahe Cambridge, in dem Sidney Chambers (James Norton, „Happy Valley“, „War And Peace“) als Vikar in den 50-er Jahren seine kleine Gemeinde betreut. Er wird im Pfarrhaus von Mrs. Maguire (Tessa Peake-Jones, „Only Fools And Horses“) umsorgt, die getreu nach dem Motto „Harte Schale, weicher Kern“ keine Gelegenheit auslässt, ihn zurechtzuweisen und seine Entscheidungen und Handlungen zu kritisieren, aber nicht nur getreulich seine Wäsche macht, das Haus putzt und Essen auf den Tisch bringt, sondern auch immer verlässlich an seiner Seite steht, wenn Not ist. Nach einer Weile ziehen auch ein Hund, ‚Dickens‘, und unglaublich naiver, aber irgendwie auch liebenswerter „curate“, Leonard Finch (Al Weaver, „Sherlock – The Blind Banker“) mit in’s Pfarrhaus ein.

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Chambers ist unglücklich verliebt – nicht, weil seine Liebe nicht erwidert wird, sondern weil eine Beziehung oder gar Ehe zwischen den Beiden für die Familie von Amanda Kendall nicht in Frage käme und ihr außerdem schon ein Ehemann ausgesucht wurde. Um sich von seinem Liebesleben abzulenken, trinkt er – ein wenig zu viel, als gesund wäre – und löst Kriminalfälle. Zunächst drängt er sich dem örtlichen Detective Inspector Geordie Keating (Robson Green) geradezu auf, als er darauf besteht, dass ein Todesfall in seiner Gemeinde nicht, wie von der Polizei vermutet, ein Selbstmord war, sondern Mord.

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Doch Keating erkennt recht bald, dass Chambers ihm helfen kann, weil er nicht nur nicht auf den Kopf gefallen ist, sondern vor allem, weil die Menschen, ob Verdächtige oder Zeugen, mit einem Vikar viel eher und viel offener sprechen als mit einem Inspektor. Nach einer Weile entwickelt sich aus der Zusammenarbeit auch eine enge Freundschaft zwischen den auf den ersten Blick doch eher ungleichen Männern.

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„Grantchester“ wird als detective drama geführt, doch neben der Auflösung von Kriminalfällen spielen auch die Befindlichkeiten und das Gefühlsleben der Hauptakteure eine große Rolle. Der zweite Weltkrieg ist erst wenige Jahre vorbei und Chambers, der als Offizier bei den Scots Guards gedient hat, hat damit noch nicht abgeschlossen und wird immer wieder an seinen Einsatz erinnert – erst Recht, als er eine lose Affäre mit Hildegard Staunton (Pheline Roggan), einer deutsche Witwe, beginnt.

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„Grantchester“ hat irgendwie alles, was ich in einer guten Serie suche: Ein bisschen Spannung, ein bisschen Drama, ein bisschen Gefühl, tolle Landschaften. Dazu noch ein schönes 50er-Swing-Jazz-Feeling – und James Norton. Ich hatte zwar zunächst etwas Mühe, mich nach „Happy Valley“ auf diesen von ‚Tommy Lee Royce‘ so völlig verschiedenen Charakter einzustellen, aber wirklich lange hat das nicht gedauert. Norton ist ein großartiger Schauspieler, der zuletzt in der BBC in „War And Peace“ zu sehen war und demnächst im West End in „Bug“ zu sehen sein wird.

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Die erste Staffel von Grantchester wurde 2014 ausgestrahlt und umfasst leider nur sechs Folgen (à 45 Minuten). Die zweite Staffel läuft seit dem 02. März Mittwochs um 22 Uhr auf ITV.

Zitate:
Chambers: Do you think we have a problem with alcohol?
Keating: Absolutely. [Points at their empty glasses]. We don’t have any.

Mrs. Maguire:God may have formed Man out of dirt but I won’t stand for it on my lino.