Bevor es in wenigen Tagen für das nächste lange Wochenende nach Amsterdam geht, möchte ich zumindest beginnen, hier auf dem Blog von unserem wunderschönen, vollen, heißen Himmelfahrts-Wochenende in Paris zu berichten.
Los ging es am Donnerstag, also Christi Himmelfahrt: Mit 6 Personen, quasi in voller Familienstärke, wobei die Freundin von Bruder 2 Bruder 3 „ersetzt“ hat. Und in zwei Autos – denn seit letztem Jahr besitzen wir „nur“ noch Autos, in denen maximal fünf Personen Platz finden. Also musste als erstes die Verteilung von Menschen auf Autos geregelt werden.
Ungewöhnlich für uns: Wir sind quasi pünktlich losgekommen. Frühstück gab es unterwegs, auf einer holländischen Raststätte. Durch Belgien hindurch standen wir gefühlt nur im Stau – auf jeden Fall haben wir einiges an Zeit verloren. Unser Plan war, nicht direkt den Campingplatz anzusteuern, sondern in Saint-Denis einen Zwischenstop einzulegen und die Kathedrale zu besichtigen.
Um kurz vor fünf hatten wir dann einen Parkplatz gefunden und liefen durch die Straßen Saint-Denis‘ – und mitten durch einen großen und sehr vollen Markt. Die Kathedrale lag geradezu versteckt, aber gefunden haben wir sie dann natürlich doch noch.
Die Kathedrale in Saint-Denis, Grabstätte vieler französischer Könige, ist zu einem großen Teil das Werk – naja, die Vision von Suger, Abt von Saint-Denis im 12. Jahrhundert. Und: Sie ist die erste gotische Basilika/Kirche/Kathedrale. (Sie ist das Bauwerk, das den Protagonisten in „Die Säulen der Erde“ inspiriert, ein solches Gotteshaus auch in England zu errichten.) Also kein ganz unbedeutendes Gebäude. Und ziemlich imposant.
Ich mag die Gotik ja sehr. Größer, heller, bunter als romanische Kirchen, aber schlichter, eleganter und weniger überladen als barocke Bauwerke.
Der Eintritt in die Kathedrale ist frei – wer allerdings den Chorraum betreten will, um sich die vielen Grabmäler und die Gräber in der Krypta anzuschauen, muss Eintritt zahlen. EU-Einwohner unter 26 Jahren haben aber, wie auch in vielen anderen Stätten und Museen in Frankreich, freien Eintritt.
Als die Kathedrale um 18:15 Uhr ihre Pforten schloss, fuhren wir weiter bis zu unserem Ziel: Dem Camping International in Maison-Laffitte. Hier haben wir bereits vor neun Jahren auf dem Rückweg aus dem Urlaub am Atlantik einige Nächte Station gemacht. Jetzt hatten wir ein Mobilheim inkl. Bettwäsche und Handtücher gebucht, sodass wir diese Dinge nicht dabei haben und auch keine Betten mehr beziehen mussten. Im Restaurant auf dem Platz wurden wir, als wir um halb neun dort aufschlugen, recht rüde abgewiesen. Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg in den Ort Maisons-Laffitte und aßen dort spät, aber sehr gemütlich und lecker zu Abend. Auf dem Rückweg leuchtete der Himmel immer noch ein wenig blau neben dem Rathaus.
Und genauso blau begrüßte er uns auch am nächsten Morgen. Dazu strahlender Sonnenschein und ein doch recht starker Wind, der aber im Laufe des Tages noch sehr angenehm sein sollte.
Aber erst einmal gab es ein französisches Frühstück auf der Veranda.
Anschließend liefen wir erneut in den Ort, zur Métro- bzw. RER-Station und fuhren von dort aus direkt bis zum l’Arc de Triomphe. Die Lage des Campingplatzes ist wirklich unschlagbar – in zwanzig Zug-Minuten ist man mitten in Paris.
Nachdem wir aus der Mitte des Kreisels, unter bzw. um den Bogen herum stehend, ausreichend lange den Verkehr „bewundert“ hatten, machten wir uns auf den Weg die Champs-Elysées hinunter Richtung Place de la Concorde.
Ein kurzer Abstecher in den Adidas-Shop musste für Teile der Familie sein und anschließend nahmen wir den kleinen „Umweg“ über die Avenue de Marigny zum Elysée-Palast, Sitz des französischen Präsidenten. Selbstverständlich schwer bewacht und gerade, als wir davor stehen geblieben waren, kamen weitere Polizisten in Autos und auf Motorrädern und zwei Autos mit verdunkelten Scheiben, wovon eines durch das Tor in den Hof des Gebäudes fuhr. Ob Emmanuel Macron da wohl gerade zur Arbeit kam?
Auf der Place de la Concorde hielten wir uns nur solange auf, wie es dauerte sie zu überqueren. Die Sonne brutzelte ganz schön und wir bevorzugten den Schatten im Jardin des Tuileries.
Mittlerweile war es durchaus Zeit für ein Mittagessen, also gab es auf einer Bank im Schatten erst einmal Baguettes bzw. Sandwiches und andere Snacks. Auf dem Weg zum Louvre begegneten wir dann zwei Ziegen.
Vor dem Louvre bzw. der Glaspyramide entdeckten wir die erste lange Eintrittsschlange. Nicht, dass wir vorgehabt hatten, in das Museum zu gehen, aber ein wenig erstaunt waren wir dennoch. Zwei Stunden in der prallen Sonne stehen und warten, um die Mona Lisa begucken zu können? So kunstbeflissen waren wir dann doch nicht. (So ging es uns noch einige weitere Male.)
Wir saßen stattdessen am Wasser, schossen einige Fotos und machten Pläne für den weiteren Verlauf des Tages.
Wir beschlossen, unser Glück im Musée d’Orsay zu probieren, denn dort wären wir tatsächlich gerne reingegangen. Am Louvre vorbei, über die Seine und zu Fuß zum Museum, weit ist es ja nicht.
Aber auch dort begrüßte uns eine lange Schlange. Bzw. sogar zwei: Eine für die Personen, die bereits Tickets hatten, die zweite für diejenigen, die ihr Eintrittsgeld noch entrichten wollten.
So wichtig war dann selbst meiner Mutter der Besuch hier nicht. Weil Bruder 2 aber freiwillig Interesse am Besuch des Musée de la Légion d’honneur et des ordres de chevalerie direkt gegenüber zeigte, der Eintritt dort frei war und wir auf klimatisierte Räume hofften, gingen wir dort kurz hinein. Das war jetzt nicht so ganz mein Fall, aber zumindest waren wir ein wenig aus der Sonne raus.
Am Musée d’Orsay machte ich auch einmal ein Foto von einem der vielen Warnschilder, die an jeder Straßenecke in Paris hängen. Darauf wird das richtige Verhalten im Falle eines Anschlags beschrieben. Neben diesen Schildern fallen auch die vielen wirklich schwer bewaffneten Polizisten bzw. Soldaten immer wieder in’s Auge. Ein Bild, das man aus Deutschland (bisher!?) nicht so kennt. Ich persönlich habe mich allerdings aufgrund der starken Polizei-Präsenz weder sicherer noch unsicherer gefühlt. Der Anblick ist halt ungewohnt.
Anschließend nahmen wir die Métro und fuhren genau eine Station weiter. Nächstes Ziel war Notre-Dame.
Auch hier eine Schlange, die sich über den gesamten Vorplatz zog, in der prallen Pariser Nachmittagssonne. Schade – wir waren zwar beim letzten Besuch in Paris in der Kathedrale gewesen, wären aber gerne noch einmal reingegangen und auch für die Freundin meines Bruders, die noch gar nicht in Paris gewesen war, wäre es schön gewesen. Aber für stundenlanges Schlangestehen war uns unsere Zeit dann einfach zu schade.
Wir überquerten die Seine wieder und gingen – nach einem kurzen Zwischenstop für Orangina, Cola und Kaffee in einem Café – in Richtung Quartier Latin weiter. Am Odéon vorbei und zum Palais de Luxembourg. Im Garten (eigentlich trifft Park es eher) sitzen wir eine Weile im Schatten, essen unsere letzten Reste Baguette und Croissant und ich habe einen Heuschnupfenanfall der allerersten Klasse, bis meine Augen so gereizt sind, dass ich sie schier nicht mehr aufbekomme und alles tränt und juckt und läuft. Sehr froh bin ich da um meine Sonnenbrille.
Mittlerweile ist es früher Abend und wir machen uns wieder auf den Weg, am Panthéon vorbei zur Rue Mouffetard. Für französische Verhältnisse ist es um kurz nach sieben zwar fast noch ein wenig zu früh zum Abendessen, aber wir haben inzwischen ziemlich Hunger. Wir schlendern durch die Rue Mouffetard und es ist fast ein wenig, als wären wir in einer völlig anderen Stadt, vielleicht auch in einer anderen Zeit gelandet. So viele nett aussehende Restaurants, Brasserien und Bars, lauter kleine Nebensträßchen, altes Pflaster und alte Häuser. Alles wirkt ganz heimelig und gemütlich und ich verliebe mich ein wenig in dieses Fleckchen von Paris, das ich noch nicht kannte.
Wir landen am Ende in einer Seitenstraße der Rue Mouffetard, in der Rue du Pot de Fer, und essen sehr lecker im Le Pot de Fer. Dieser Ort und dieser Abend sind vielleicht der schönste während des gesamten Wochenendes.
Eigentlich hatten wir den Plan, wenn es dunkel wird, auf Montmartre zu sein und von oben auf Paris und die Lichter zu schauen. Wir fahren mit der Métro bis Pigalle, stellen dann aber fest, dass es ziemlich spät wäre, bis wir oben und wieder unten wären und sind auch nicht sicher, wann wohl die letzte RER aus Paris zurück nach Maisons-Laffitte fährt. Also verwerfen wir den Plan bzw. schieben ihn auf und laufen stattdessen ein wenig durch das berühmt-berüchtigte Pariser Rotlichtviertel. Natürlich auch am Moulin Rouge vorbei.
Zwei Métro-Stationen weiter, haben wir dann tatsächlich genug. Die Füße tun weh, es ist spät und wir sind voller Eindrücke von diesem Sommer-Tag in Paris. Wir fahren zurück zur Station Charles de Gaulle Etoile und von dort zurück nach Maisons-Laffitte. Bis wir am Campingplatz ankommen, ist es halb zwölf. Wir sitzen noch einen Moment draußen auf der Veranda und verschwinden dann aber in’s Bett. Schließlich haben wir noch zwei weitere volle Tage vor uns.