Amsterdam – Tag 1

Endlich komme ich dazu, mein Fronleichnams-Wochenende in Amsterdam hier festzuhalten. Ja, richtig – über Himmelfahrt in Paris und drei Wochen später schon wieder unterwegs. Amsterdam kannte ich noch nicht und als sich relativ kurzfristig die Gelegenheit ergab, das Wochenende dort zu verbringen und dabei auch Bruder 2 zu besuchen, habe ich nicht lange überlegt. Und es auch keinesfalls bereut.
Am Donnerstag ging es für mich mit dem Zug von Münster nach Amsterdam. Das geht ganz bequem, mit dem IC von Rheine nach Amsterdam in einem durch und nach insgesamt etwa 3,5 Stunden war ich schon da. Die Zeit im Zug habe ich noch für etwas Reiseplanung genutzt, denn durch Uni-, Arbeits- und Freizeitstress war ich vorher noch nicht dazu gekommen mir zu überlegen, was ich denn wohl unternehmen und sehen wollte.

Da meine Eltern nur wenige Wochen vorher mit dem jüngsten Bruder dort gewesen waren, hatte ich aber schon einige Tipps bekommen und die Aufstellung der Museen, in denen sie gewesen waren. Meiner Mutter hatte die Stadt so gut gefallen, dass sie auch gerne ein zweites Mal dorthin fahren wollte, und so kam sie am Freitagabend nach. Weil sie aber natürlich nicht unbedingt dieselben Museen noch einmal sehen wollte, wusste ich, was ich gegebenenfalls schon vorher „abarbeiten“ könnte.

In Amsterdam empfing mich Sonne. Es war ziemlich warm und während ich mich vor dem Bahnhof orientierte, mit Blick auf die Oude Kerk, und die richtige Tram suchte, zog ich nach und nach erstmal Jacke und Strickjacke aus. Die Tram fand ich dann schnell und kam nur kurze Zeit später vor dem Gästehaus der Deutschen Seemannsmission Amsterdam an. Mein Bruder, der dort ein FSJ absolvierte, wartete schon vor dem Haus auf mich. Nach einem schnellen Check-In wuchtete ich mein Gepäck in mein Zimmer. Das Haus ist typisch Amsterdam: Schmal und hoch und die Treppe ist eng. Da kann auch eine relativ leichte Reisetasche auf dem Weg in den dritten Stock ganz schön schwer werden.

Ich bewunderte kurz den Ausblick aus dem Zimmerfenster und machte mich dann auf dem Weg nach unten. Nach einem kurzen Snack und Schnack mit meinem Bruder ging es dann auf Erkundungstour. Weil das Wetter so wunderschön sommerlich war und ich ja auch schon einige Zeit im Zug gesessen hatte, hatte ich keine wirkliche Lust auf einen Museumsbesuch (und es gibt so viele interessante Museen in Amsterdam) und so lief ich einfach mal ohne großen Plan los.

Natürlich am Wasser entlang, denn dem kann man in Amsterdam ja nicht wirklich entgehen. Das Seemannsmissions-Gästehaus liegt sehr zentral an der Keizersgracht. Diese lief ich ein Stück in westlicher Richtung und bog dann am Gemeentearchief in die Vijzelstraat ab. Mein Ziel war der Muntplein und der Bloemenmarkt am Singel.

An dessen Ende bog ich in die Leidsestraat ab und wanderte diese Einkaufsstraße hinunter. Dann wieder ein Stück links einen der unzähligen Kanäle entlang und dann fand ich für einen kurzen Moment auf keiner meiner drei Karten mehr, wo ich eigentlich gerade genau bin. Machte aber nix: Mein nächstes Ziel war der Museumplein, weil mein Bruder gesagt hatte, dort sei es hübsch, und der bzw. das Rijksmuseum ist ja mehr als gut ausgeschildert.

Ich lief unter dem Museum her und hielt mich einen Moment um den I am Amsterdam-Schriftzug auf, der das beliebteste Fotomotiv der Stadt zu sein scheint. Es gibt ein Wasserbecken, eine Gruppe von Musikern mit Posaunen, Trompeten und Saxofonen spielte und es ist wirklich hübsch hier.

Mein Bruder hatte mir allerdings auf Cafés versprochen und die fand ich hier nicht. Also ging es weiter, am van Gogh-Museum und am Stedelijk Museum vorbei bis an das Ende des Platzes, wo das Concertgebouw (zack, Ohrwurm – fand aber heute keine Rockshow statt) steht.

Ein Café fand ich immer noch nicht, aber wo ich jetzt schon einmal hier in der Nähe war, wollte ich auch noch einen kurzen Abstecher in den Vondelpark machen, der ein beliebter Ort im Sommer in Amsterdam ist.

Dann zog es mich wieder etwas weiter in die Innenstadt. Ich verließ den Park wieder, überquerte die Singelgracht und stand dann quasi schon wieder auf dem Leidseplein. Hier gab es nun Cafés en masse. Im Schatten der Stadsschouwburg gab es dann endlich Kaffee für mich. Der Cappucchino war jetzt nicht unbedingt der günstigste, aber auf jeden Fall war er lecker und ich hatte ihn jetzt auch wirklich dringend nötig.

Einen Ort, hatte ich mir auf der Zugfahrt am Morgen vorgenommen, wollte ich auf jeden Fall besuchen: Den Begijnhof. Gestärkt wanderte ich nun also die Leidsestraat wieder hinauf und machte mich auf den Weg zum Spui. Dort versackte ich allerdings erst einmal in einem Buchladen. Nun, nicht in irgendeinem Buchladen: The American Book Center. Wie der Name schon sagt, nur englischsprachige Bücher. Und zwar bis unter die Decke. Ein Traum. Und eine echte Herausforderung, diesen Laden nicht mit Taschen voller Bücher wieder zu verlassen.

Der Begijnhof macht – wie übrigens auch die allermeisten Museen in Amsterdam – am Abend pünktlich um 18 Uhr zu. Für einen Besuch dort war es jetzt dann schon zu spät. Also konnte ich noch in den nächsten Buchladen am Spui gehen – Waterstones – und ging dann über die Kalverstraat – die Shoppingmeile Amsterdams – zum Dam.

Auf dem ältesten Platz Amsterdams steht nicht nur das Nationaal Monument, das an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnert, sondern auch der Koninklijk Paleis, ursprünglich als Rathaus errichtet und genutzt, und die Nieuwe Kerk, fertiggestellt 1409 und damit gar nicht mehr so neu. Auf dem Dam wimmelte es nur so von Leuten und natürlich alle mit Kameras und Handys in der Hand. Da ich ja nun alleine unterwegs war, reichte es bei mir „nur“ für ein Selfie.

Anschließend bewegte ich mich in östlicher Richtung auf keine Ahnung welcher-Straße, machte dann noch einen kurzen Abstecher Richtung Norden und Nieuwmarkt und wandte mich dann mit Abendessens-Hunger und Lust auf Pommes Richtung Gästehaus.

Eine kurze Nachfrage beim Bruder ergab, dass er sich mir zu Pommes anschließen würde und außerdem einen guten „Pommes-Mann“ direkt um die Ecke kenne. Schon praktisch, wenn man in einer einem unbekannten Stadt Leute dabei hat, die sich auskennen. Ich schrieb ihm, ich sei auf dem Weg zu ihm – und dann dauerte es doch etwas länger, bis ich da war, denn kurz vor dem Ziel nahm ich am Rembrandtplein eine falsche Abbiegung. Ich war mir so sicher gewesen, die Tram wäre von dort aus geradeaus weitergefahren, also lief ich geradeaus. Und anstatt dann die Herengracht zu queren, fand ich mich auf einmal am Ufer der Amstel und bemerkte meinen Fehler erst, als ich schon über die Blauwbrug gegangen war. So viel Wasser kann aber auch verwirren.


Immerhin war es auch dort wunderschön in der Abendsonne. Also wieder zurück über die Amstel, ein Stück am Fluss entlang und dann konnte ich von der anderen Seite in die Keizersgracht einbiegen. Angekommen.

Pommes gab es dann beim Pommes-Mann zum Mitnehmen und wurden im Garten des Gästehauses verspeist. Dorthin kommen die Gäste normalerweise nicht, weil man ihn durch die Wohnung des Missionsleiters betritt, der das Gästehaus und die Amsterdamer Niederlassung der Seemannsmission leitet. Aber, wie gesagt: Gut, wenn man Leute dabei hat, die sich auskennen. Oder noch besser: Hier wohnen und einen Schlüssel haben…

Und dann war es auch tatsächlich schon recht spät. Als es uns draußen zu kalt wurde, zogen wir um in die Wohnung meines Bruders unter dem Dach, quatschten noch eine Weile und dann war Zeit für’s Bett und der erste (halbe) Tag in Amsterdam schon um.