Ich habe den Überblick verloren, wie viele Paar Socken und Filzhausschuhe, Schals und Taschen, Körbchen und Schalen und was sonst noch ich schon gestrickt habe. Eins fehlte aber ganz lange: Ein „richtiges“ Kleidungsstück, ein Oberteil, was größeres als nur ein (langweiliges) Paar Socken.
Dieses Gefühl hatte ich aber nicht erst jetzt, sondern schon vor mittlerweile über zweieinhalb Jahren. Anfang 2015 habe ich angefangen, einen Pullover zu stricken, der nun endlich, endlich fertig geworden ist.
Am Anfang stand die lange Suche nach einer Anleitung. Das gute Stück sollte schon ein bisschen was hermachen, aber nicht zu kompliziert zu stricken sein. Besonders schwierig wurde die Suche dadurch, dass ich schon Wolle gekauft hatte, zu der die Anleitung nun (in Bezug auf Lauflänge, Maschenprobe usw.) stimmen musste. Natürlich kann man das irgendwie auch alles umrechnen – aber für mein erstes größeres Projekt wollte ich mich da noch nicht ranwagen.
Da ich mir sowieso unsicher war, ob das überhaupt etwas werden würde, und daher nicht zu viel Geld in das Projekt investieren wollte (ja, Wolle kann ganz schön teuer sein), hatte ich zwei Wollpakete bei Aldi gekauft, als es dort gerade ein entsprechendes Angebot gab. Daher auch die Farbe: Gegenüber den Alternativen schwarz und, ich glaube, grün war das lila noch die beste Wahl. Bei der Wolle war selbstverständlich auch ein Muster und eine Anleitung dabei, die gefielen mir aber nicht. Am Ende einer langen Suche wurde ich aber schließlich bei Drops fündig: Es wurde der Pullover „Come here“.
Statt Drops Cotton Merino also das Baumwoll-Garn von Aldi, was sich sehr gut verstricken ließ und auch angenehm zu tragen ist. Die passenden Nadeln mussten auch noch gekauft werden und dann konnte es losgehen.
Am Anfang war ich sehr enthusiastisch, was dann irgendwann weniger wurde, aber der Pullover wuchs trotzdem stetig weiter. Irgendwann kam aber ein Punkt, ab dem er ca. eineinhalb Jahre als unvollendetes Projekt in meinem Strickkorb herumlag. Einer der Gründe: Es fehlten eigentlich nur noch die Arme bzw. Ärmel. Das Problem: Der Pullover wird im Raglan-Muster gestrickt, was ja eigentlich sehr angenehm ist und wofür ich mich bewusst entschieden hatte, da dabei der gesamte Pullover in einem Stück gestrickt wird und keine Teile aneinander genäht werden müssen (darin bin ich erwiesenermaßen sehr schlecht). Das führt aber natürlich auch dazu, dass man irgendwann ein ziemlich großes, unförmiges Strickstück auf dem Schoß liegen hat, wenn man kurz vor dem Ende angekommen ist.
Nun habe ich das Projekt in den letzten Wochen aber bewusst wieder vorgenommen. Ich wollte das Teil nun endlich abschließen und war jetzt auch wieder sehr neugierig und gespannt, wie mir das Endergebnis gefallen und – viel wichtiger noch – ob es passen würde. Natürlich hatte ich zwischendurch, so gut es ging, den Pullover immer einmal anprobiert, aber wenn man immer darauf achten muss, dass keine Nadeln und Maschen dabei flöten gehen, ist das auch gar nicht so leicht.
Und nun kann ich sagen: Ja, ich bin sehr zufrieden. Das gute Stück hätte nun doch noch etwas länger sein dürfen und am Anfang habe ich oben am Ausschnitt bzw. im Nacken nicht hundertprozentig sorgfältig gearbeitet. (Mit den 100 Maschen und zunehmend war ich anfangs ein wenig überfordert.) Aber – nicht zuletzt aufgrund der Farbe – wird dies sowieso eher ein Hauspullover sein, den ich abends auf dem Sofa trage, als dass ich ihn „draußen“ anziehen werde, und da fallen die kleinen Unsauberheiten dann nicht ganz so sehr in’s Gewicht.
Und jetzt habe ich Blut geleckt. Nachdem ich festgestellt habe, dass ich auch solche größeren Strickstücke hinbekomme (wenn auch mit etwas Selbst-Überredung und in einer sehr langen Zeit), möchte ich jetzt am liebsten sofort mit dem nächsten Teil loslegen. Das Problem ist nur: Ich kann mich nicht entscheiden, was ich stricken möchte. Allein bei Drops gibt es schon so viele schöne Anleitungen und ich weiß noch nicht einmal, ob es wieder ein Pullover oder doch vielleicht eine Strickjacke werden soll. Da brauche ich wohl allein wieder einige Zeit, um mich für ein Modell zu entscheiden. Aber das kann ich jetzt abends gemütlich auf dem Sofa in meinem ersten selbstgestrickten Pullover tun.