Abschied…

Ja, dieser Beitrag ist so ungefähr vier Monate zu spät. Erst habe ich es nicht geschafft, dann dachte ich, ihn jetzt noch zu schreiben, wäre irgendwie auch albern. Aber ich merke, dass er doch geschrieben werden will – auch wenn ich gar nicht viele Worte dazu verlieren werde. Aber schließlich liegen die Fotos quasi fertig „in der Schublade“ und irgendwie muss es raus. Denn: Noch nie ist es mir so schwer gefallen eine Stadt zu verlassen (sieht man mal von dem Auszug zuhause ab) wie im Herbst Münster.

Das klingt jetzt erst einmal ganz einfach und vielleicht auch ein wenig so, als hätte ich nicht nach Dortmund gewollt oder würde mich hier nicht wohlfühlen. Das ist ganz und gar nicht der Fall. Ich konnte es eigentlich kaum abwarten, meine Münsteraner Wohnung zu verlassen und meine schöne neue, viel größere Wohnung in Dortmund zu beziehen, einzurichten, zu dekorieren. Ich konnte es kaum abwarten, so richtig in’s Berufsleben zu starten – mit eigenen Aufgaben und eigener Verantwortung, mit festem Gehalt und geregeltem Urlaub. Ich habe mich sehr auf den Umzug, auf die neue Stadt, das „neue Leben“ gefreut. Aber Münster zu verlassen war trotzdem nicht schön.

In den letzten Wochen dort ist mir noch einmal bewusst geworden, wie viel ich in meinen gut anderthalb Jahren dort verpasst habe. Welche Gelegenheiten ich alle nicht wahrgenommen habe, wie viel (mehr) diese Stadt zu bieten hat, als ich genutzt habe. Und was für eine wunderschöne Stadt Münster ist. Das war mir natürlich auch schon vorher klar, sogar schon, bevor ich dorthin gezogen bin, denn natürlich kannte ich Münster schon lange Jahre. Aber einige Male bin ich im Sommer abends, wenn es etwas abgekühlt hatte, durch die Stadt, über den Prinzipalmarkt oder durch kleine Nebensträßchen gelaufen, habe ein Eis gegessen und mich gefreut, hier wohnen zu dürfen. Bin ich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause nicht auf der kürzesten Strecke an der großen Straße langgefahren, sondern den viel schöneren Weg am Aasee und habe die Radfahrt mit Blick auf den See genossen.

So kurz vor dem Umzug hat mich Münster einfach noch einmal so richtig in seinen Bann gezogen. Ganz große Münsterliebe. Vielleicht oder vermutlich gerade weil der Abschied so kurz bevor stand.

An meinem letzten Tag in Münster habe ich am Vormittag im Prüfungsamt meine Master-Arbeit und am Nachmittag meine Wohnungsschlüssel abgegeben. Der Umzug war da erledigt – in vielen kleinen Etappen und mehreren Wochenenden und vielen (zum Glück ja nicht so langen) Fahrten zwischen Münster und Dortmund – und die Zeit zwischen Arbeit- und Schlüssel-Abgabe habe ich in der Stadt totgeschlagen verbracht. Bin noch einmal meine Lieblingsorte abgelaufen. Habe total klischeehaft-tourimäßig nochmal einen Kaffee und ein Stück Kuchen in der roestbar genossen. Und war trotz der Vorfreude auf all das Neue traurig.

Kein Wunder, wenn man selbst noch ordentlich „Salz in die Wunde streut“ und den Abschied so zelebriert, ihn größer macht als er ist. Denn schließlich ist Münster nicht aus der Welt. Schließlich kenne ich noch genügend Leute dort. Schließlich ist ja nicht in Stein gemeißelt, dass ich nicht noch einmal dorthin ziehe, irgendwann. Aber die Zeit musste ich ja irgendwie rumkriegen und vielleicht war es auch nur die (nachlassende) Anspannung, der Stress der vorherigen Wochen, weshalb ich an dem Tag so melancholisch gestimmt war.

Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Aber zu jedem Abschied – oder zumindest zu diesem – gehört auch ein neuer Anfang. Schließlich, das klingt ja oben schon an, gab es ja einen mehr als guten Grund für den Umzug und den Wegzug aus Münster. Und bei aller (anfänglichen) Wehmut fühle ich mich in meiner neuen Heimat auch seit dem ersten Tag sehr wohl. Dazu dann an anderer Stelle ein bisschen mehr.