Die Osterbotschaft sagt: Der Tod ist nicht das Ende. Es geht weiter. Ich würde jetzt nicht sagen, dass es Ostern war, das für mich in diesem Jahr alles neu gemacht hat. Vielmehr ist es wohl eher (ein schöner) Zufall, dass ich seit kurzem (wieder) das Gefühl habe, es geht weiter. Voran. Aufwärts.
Vermutlich ist es eine Mischung aus vielem: Ein fast schon unerwartet erholsamer Urlaub an der dänischen Westküste Ende März/Anfang April, ein Mutter-Tochter-Wochenende inklusive einer großen Portion Kultur im Museum Folkwang in Essen und dann eben Ostern, zwei Tage mit der Familie und vor allem diesem wunderbaren Frühlingswetter. Ich hatte den Eindruck, als könnte ich förmlich spüren, wie während des in-der-Sonne-sitzens die Akkus sich wieder füllten. Und irgendwann währenddessen habe ich realisiert, wie entspannt ich mich fühle. Dass da wieder Gelassenheit ist und Energie, Motivation und Vorfreude. Und in diesem Zustand ist mir auch aufgefallen, dass das wohl schon länger nicht mehr so war.
Im letzten Jahr habe ich es nicht wirklich geschafft, die Erholung und Entspannung aus den Urlauben, ob im Sommer oder im Herbst, wenigstens für eine Zeit mit in den Alltag zu nehmen. Dann kam der Herbst, der übliche Vor-Weihnachtswahnsinn, gleichzeitig die „Jagd“ nach dem Booster. Weihnachten durchgearbeitet, dazu unschöne gesundheitliche Dinge in der Familie. Ab Februar war die Arbeitsbelastung unheimlich hoch, dazu die schlechten Nachrichten aus der Welt und auch die Pandemie war (und ist) ja noch nicht vorbei.
Ich hatte einen ziemlichen Tunnelblick und bin eigentlich nur noch zwischen Büro und Wohnung (Kochen, Essen, ein paar Runden stricken und Bett) gewechselt. Wenn ich so überlege, geht das im Grunde seit zwei Jahren so. Arbeit und zuhause und nur sehr sporadisch außerhalb dieser zwei Orte mal Kontakte zu Menschen, die nicht nur notgedrungen im Supermarkt stattfinden, sondern gewollt sind und Freude machen. Klar, es war angesagt und ich war (bin) in der glücklichen Lage, das auch so umsetzen zu können. Aber auf die lange Strecke, das merke ich jetzt, macht es was mit einem.
Zum ersten Mal in diesen zwei Jahren schaffe ich es jetzt wirklich, den Blick auch mal wieder darüberhinaus zu weiten. Ich bin noch immer vorsichtig, trage Maske, meide bestimmte Orte. Aber ich war inzwischen wieder drei Mal bei der Chorprobe (alle mit negativem Test, im großen, hohen Raum mit Dauerbelüftung) und allein das, der feste Termin, Menschen zu treffen, und natürlich zu singen, hebt meine Laune schon gewaltig.
Und ich habe und mache wieder Pläne. Statt abzuwarten, „mal sehen, wann ich Urlaub machen kann, mal sehen, wonach mir dann der Sinn steht“, plane ich aktiv und freue mich jetzt schon auf eine England-Reise im September. Die Chorproben haben ein Ziel, ein Konzert am Pfingstwochenende. Im Mai fahre ich zwei Tage zu einer Tagung nach Berlin. Und von den jetzt noch sieben Wochenenden bis zum Ferienbeginn, sind fünf verplant und voll gepackt – drei davon dienstlich, aber mit tollen Terminen. Für den ein oder anderen mag es unverständlich sein, aber ich mag es genau so.
Und na klar, ist immer noch Pandemie, klar steckt in allen Plänen, allen Terminabsprachen noch viel mehr Unsicherheit als prä-Corona, klar finden bestimmte Veranstaltungen mit Maske statt. Aber mir gibt der Blick in den Kalender gerade ganz stark das Gefühl: Es geht weiter. Da kommen wieder Dinge auf mich zu, einiges, das ich seit zwei Jahren nicht mehr getan habe, anderes noch gar nie, noch anderes hätte ich auch früher schon wieder haben können, aber jetzt bin ich bereit. Und habe die Energie und Motivation für mehr als nur Arbeit und genau das gibt auch wieder Energie zurück. Ein perpetuum mobile sozusagen.
Ich genieße das jetzt einfach sehr, die Vorfreude, die Motivation (wieder) zu haben. Auch wenn ich ahne, dass ich nach den nächsten acht Wochen ziemlich urlaubsreif sein könnte (und dann auf den Haupturlaub noch etwas länger warten muss), denn die werden es in sich haben. Vielleicht ist es das Wetter, die Sonne, das Licht, aber der Optimismus ist (wieder) da, das alles gut hinzubekommen und auch noch Spaß daran zu haben.
Und wer weiß: Vielleicht reichen Energie und Motivation sogar wieder für regelmäßige(re)s Bloggen. Dann wird hier sicherlich zu lesen sein, ob meine Vorfreude berechtigt war und wie ich nach diesen acht Wochen drauf sein werde. Man darf gespannt sein.