Im August war endlich Zeit für Urlaub – und das Wetter hat, bis auf sehr vereinzelte Ausnahmen, zumindest in den drei Wochen prima mitgemacht.
Leben
Direkt mit Ende der Sommerferien bin ich in einen dreiwöchigen Urlaub gestartet. Wobei er eigentlich schon früher begann, nämlich am letzten Ferienwochenende, das wir auf einer Art kleinem Familientreffen in Hannoversch Münden verbracht haben. Aus allen Himmelsrichtungen sind wir – Eltern, Geschwister, Tante und Cousin mit Kindern – angereist, haben zuerst einen gemütlichen Abend in einem Hotel etwas außerhalb, aber direkt an der Weser, verbracht und dann am Samstag Hann. Münden erkundet.
Die Stadt liegt nicht nur strategisch ganz gut, nämlich einigermaßen „in der Mitte“ von uns allen, sondern es ist auch die Stadt, in der meine Großeltern rund 30 Jahre gelebt haben, bis sie zu uns nach Ibbenbüren gezogen sind. Bei diesem Umzug war ich knapp sechs Jahre alt, meine Erinnerungen an Hann. Münden sind daher recht spärlich und beschränken sich auf das Haus, in dem die Großeltern wohnten, und einen Spielplatz in der Stadt, auf dem ein Auto stand, in dem man spielen konnte. Den Spielplatz gibt es auch tatsächlich noch, das Auto nicht mehr – aber vor allem ist Hann. Münden eine sehr niedliche Stadt, mit vielen, hervorragend erhaltenen bzw. in den letzten Jahren restaurierten Fachwerkhäusern. Wir haben eine kleine Bootsfahrt auf der Fulda gemacht, eine Stadtführung, die allerdings recht enttäuschend war, die Frauen der Familie haben ein Orgelkonzert in der Kirche gehört, in der wir vor 30 Jahren Traufe gefeiert haben, und haben ansonsten die Zeit zusammen genossen in dieser Konstellation, in der wir tatsächlich (nach der Trauerfeier im März) zum ersten Mal zusammen waren.
Nach zwei Tagen Vorbereitung und Packen zuhause habe ich mich dann mit vollem Auto und viel Vorfreude auf den Weg in den ersten richtigen Camping-Urlaub alleine gemacht. In den letzten Jahren, seit ich Zelt und Auto besitze, hatte ich schon mehrere Anläufe genommen, die dann entweder wegen Auto kaputt oder Notfällen bei der Arbeit ausgefallen oder beeinträchtigt worden waren. Jetzt aber: 12 Nächte, drei Campingplätze, viele Kilometer, nur ich, mein Zelt und das kleine rote Auto – und es war herrlich.
Wettertechnisch hatte ich zum allergrößten Teil sehr viel Glück, viel Sonne, meistens sehr angenehme Temperaturen, nur ein Zelt-Abbau, der tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes in’s Wasser fiel. Auch alle anderen kleineren Herausforderungen habe ich gemeistert. Camping an sich ist für mich ja nichts Neues, das ein oder andere ist, wenn man allein unterwegs ist, dann aber doch anders. Allein oder einsam habe ich mich aber nie gefühlt, Angst hatte ich auch zu keinem Zeitpunkt. Unter dem Strich stehen nur viele schöne Erlebnisse, wertvolle Erfahrungen, Entspannung und Erholung. Ausführlicher habe ich hier schon berichtet und zum Campen an sich werde ich sicherlich auch nochmal etwas schreiben.
Gelesen
Ich war etwas eskaliert im Buchladen vor dem Urlaub und bin mit fünf Büchern nach Hause gekommen. Geschafft habe ich im Urlaub davon immerhin drei. Schnell beendet war der mittlerweile zwölfte Band von Kommissar Dupin, „Bretonischer Ruhm“. Das ist einfach so herrliche Wohlfühl-Lektüre – nicht wahnsinnig anspruchsvoll, aber doch immer mit etwas Spannung, einem gewissen Witz und vor allem diesen wunderbaren, Reiselust-machenden Bretagne-Beschreibungen. Dann „A Little Life“ – ein Buch, einfach perfekt für den Urlaub, denn schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass es schwer werden würde, es aus der Hand zu legen. So ein Buch, bei dem man am Anfang schon weiß, dass man traurig sein wird, wenn es zu Ende ist. Es ist die Geschichte von vier College-Freunden, die zusammen nach New York ziehen. Es ist vor allem die Geschichte von Jude, der in seiner Kindheit Schreckliches erlebt hat und erst durch Willem, Malcolm und JP Freundschaft, Vertrauen und Liebe (kennen-)lernt. Es ist unglaublich berührend, schockierend und 100 Seiten vor dem Ende auf einmal so überraschend, dass ich ab da einfach in einem Stück bis zum Ende lesen musste. Um halb drei nachts war ich dann „durch“, im wahrsten Sinne des Wortes, und konnte auch dann nicht schlafen, weil mich das Buch nicht losgelassen hat.
(Dass Jude vor meinem inneren Auge deutliche Ähnlichkeiten mit James Norton hatte, hat dem Lesegenuss übrigens gar keinen Abbruch getan. „A Little Life“ hat als Theaterstück gerade einen überaus erfolgreichen „Run“ am West End beendet und die Ankündigung, dass eine Aufzeichnung davon Ende September in die Kinos kommt – und zwar sogar auch in Bochum – hat den Ausschlag gegeben, dass ich das Buch jetzt endlich gekauft habe. Auf meiner Leseliste stand es schon länger. Nur wie ich die dreieinhalb Stunden im Kino durchstehen soll, weiß ich noch nicht. Bekannte, die das Stück in London gesehen haben, sagten, „It’s brutal! Prepare yourself.“)
Danach brauchte ich erst einmal einige Tage Lesepause und habe mir dann Ewald Arenz‘ „Der große Sommer“ vorgenommen. Auch das hab ich gern gelesen, die ganz große Begeisterung, die ich bei anderen (gefühlt liest meine gesamte Insta-Bubble gerade Arenz) wahrgenommen habe, hat es bei mir aber nicht ausgelöst. Mag aber daran liegen, dass ich von “ A Little Life“ immer noch geprägt war.
Gesehen
Nicht so viel, denn der Urlaub war natürlich fernsehfrei. Das Jubiläum der Broadway-Premiere von „Hamilton“ am 6. August habe ich als Anlass genommen (nicht, dass ich wirklich einen bräuchte), mir das ganze nochmal auf Disney+ anzusehen. In den letzten Urlaubstagen zuhause habe ich dann erst eine Bildungslücke gestopft und endlich mal „Grease“ gesehen (lohnt, wenn überhaupt, nur wegen der Musik) und in der letzten Augustwoche, als ich schon wieder gearbeitet habe und passend dazu auch das Wetter wieder schlechter wurde, die zweite Staffel „Heartstopper“ in vier Tagen durchgeschaut.
Gegessen
Die warmen Mahlzeiten beim Camping waren jetzt keine kulinarischen Höhepunkte, aber immer lecker und sättigend. Überhaupt hat mich erstaunt, wie einfach mir das Kochen unter den doch etwas eingeschränkten Möglichkeiten fiel. Und ansonsten ist ein Urlaub in Frankreich natürlich ein einziger Genuss – wenn jeder Tag mit Croissant, Pain au chocolat oder Chausson aux pommes und Kaffee startet, was soll da noch schiefgehen?